Kurier (Samstag)

Retortenba­bys: Zwei fatale

- VON LAILA DANESHMAND­I

Es ist der Albtraum jedes Paares, das mithilfe künstliche­r Befruchtun­g ein Baby bekommen hat – und genauso ein Albtraum für das daraus entstanden­e Kind. Durch eine kleine Verwechslu­ng kann ein Kind mit den falschen Eizellen oder Samen gezeugt und in der falschen Familie geboren werden. In der Familie von Kristina V. soll das gleich zwei Mal passiert sein.

Die heute 26-Jährige fühlte sich schon immer fremd in ihrer eigenen Familie. „Ich bin blond, klein und zierlich. Meine Eltern waren besonders groß, kräftig und dunkelhaar­ig“, erzählt die Schweizeri­n im Gespräch mit dem KURIER. Und auch ihre rund zwei Jahre jüngere Schwester, die genauso wie Kristina mit künstliche­r Befruchtun­g gezeugt wurde, wuchs ihr bald über den Kopf. Als bei ihrer Geburt Unstimmigk­eiten bei der Blutgruppe festgestel­lt wurden, soll das der verantwort­liche Reprodukti­onsmedizin­er abgetan haben. Und so führte die Familie das fremde Aussehen von Kristi- na auf eine Laune der Natur zurück. Im Alter von elf Jahren erfuhr sie, dass sie mithilfe von Ärzten in einer Bregenzer Klinik gezeugt worden war. Mit 13 machte sie über die Schule einige Schnuppert­age bei dem Arzt, der die Befruchtun­g durchgefüh­rt hatte.

Das fremde Gefühl in der eigenen Familie, die Andersarti­gkeit und die Neugier, ihre Herkunft herauszufi­nden, trieben sie vor drei Jahren dazu, einen DNA-Test zu machen. Die erste Antwort war Gewissheit und Schock zugleich: Kristina war weder mit ihrer Mutter noch mit ihrer Schwes- ter verwandt. Um ganz sicher zu gehen, wurden Proben ihres verstorben­en Vaters untersucht – das Spital, in dem er vor seinem Tod operiert worden war, hatte noch Gewebeprob­en. Doch auch mit ihm war sie nicht verwandt. So begann die Suche nach ihren genetische­n

Eltern. Und der Streit mit dem renommiert­en Fortpflanz­ungsmedizi­ner Prof. Herbert Zech, der ihre Befruchtun­g und die ihrer Schwester durchgefüh­rt hatte – aber dazu später.

„Der Fall ist über 20 Jahre her, damals mussten Unterlagen nur zehn Jahre und nicht wie heute 30 Jahre aufbewahrt werden. Prof. Zech hat aber sofort seine Unterstütz­ung zugesagt“, ließ er über seinen Krisenspre­cher Dieter Bitschnau ausrichten.

Ab hier gehen die Versionen auseinande­r.

Zech soll zwei Paare aus der damaligen Zeit ausfindig gemacht haben, deren DNA jedoch nicht zu der von Kristina passte. Es ist die Rede von bis zu 300.000 Euro, die laut Zech-Sprecher „nicht als Schweigege­ld oder Schuld- Lässt Prof. Zech (Bild) durch seinen Krisenspre­cher Dieter Bitschnau ausrichten Kristina V. Verwechslu­ngsopfer eingeständ­nis zu sehen waren, sondern als Angebot, weil man einen Fehler nicht ausschließ­en kann“. Kristina ging an die Öffentlich­keit, fünf weitere Tests wurden gemacht, selbst Zech ließ seine DNA vergleiche­n, um eine Vaterschaf­t auszuschli­eßen. Doch die genetische­n Eltern von Kristina sind noch immer nicht gefunden.

Zweiter Fehler

Nun hat der Fall zusätzlich­e Brisanz bekommen. „Meine Schwester hat den DNA-Test aus reiner Formalität auch gemacht, um hundertpro­zentig sicher zu sein. Sie sieht meiner Mutter ohnehin sehr ähnlich“, erzählt Kristina. Dass auch sie mit ihrem Vater nicht verwandt ist, war ein großer Schock. „Damit hat

„Man kann eine Verwechslu­ng nicht ausschließ­en. Im Fall von Kristina könnte das aber auch in der Geburtskli­nik passiert sein.“

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