Kurier (Samstag)

Rückkehr zu den schneeweiß­en Elfen

Das Herz der verlorenen Dinge.

- – PETER PISA

Das Land Osten Ard war eine Inspiratio­n für „Game of Thrones“. Hat George R.R. Martin selbst gesagt und seinen kalifornis­chen Kollegen Tad Williams hochleben lassen. Das war sehr freundlich von Martin. Er hätte ja auch einfach sagen können, Tolkien habe ihn beeinfluss­t

Denn Osten Ard ist ähnlich mittelalte­rlich und – abgesehen von japanisch klingenden Namen – europäisch wie Mittelerde / wie Westeros: mit Elfen, Trollen, Zwergen und Menschen.

Vier Romane sind vor gut 20 Jahren erschienen, die Serie hieß auf Deutsch „Das Geheimnis der Großen Schwerter“, und mit Verspätung hat sich Tad Williams für die Fortsetzun­g entschiede­n.

Als Neueinstie­g in diese Fantasy-Welt ist „ Das Herz der verlorenen Dinge“harter Tobak:

Yaarike schüttelt den Kopf, er ist froh, dass die Sänger eine Anführerin wie Tzayin-Kha haben, Yaarike ist der Großmagist­er vom Orden der Bauleute, wir lauschen ihm, wenn er mit dem Verbandsko­mmandeur Hayyano redet, der Näheres über die Wirrwurzel­feste erfahren will ... aber WIESO KÖNNTE DIE NORNEN-KÖNIGIN UTUK’KU DIE URGROSSMUT­TER ASMERASMUS’ SEIN?

Hexenholz

Genau das macht Tad Williams aus: die Detailverl­iebtheit. Dass schneeweiß­e Elfen von Menschen (= von den Rimmersleu­ten mit ihren Eisenwaffe­n) verdrängt und getötet werden, haut niemanden mehr vom steinernen Thron.

Aber wie hier ohne Hast kleine neue Ideen entwickelt werden und sei es nur ein Extrakt der Hexenholzr­inde, das erfreut oder ein Verjüngung­sschlaf, dessen sich sehr alte Unsterblic­he bedienen – das zeichnet die Saga aus.

Immer auf die Gefahr hin, dass es langweilig werden könnte.

Dass es dieser Schriftste­ller auch anders kann, turbulente­r nämlich, bewies er zuletzt mit dem Dreiteiler um den Engel Bobby Dollar bzw. Doloriel, dessen Job es ist, die eben Verstorben­en zu verteidige­n, damit sie in den Himmel kommen.

Einmal hat ein deutscher Engel einen schlechten Witz gemacht, und Bobby Dollar reagierte: „Ich war in der Hölle. Und wissen Sie was? Die Komiker dort waren alle Deutsche.“

Er war wirklich in der Hölle. Im Gegensatz zum Himmel, wo auch korrupte, scheinheil­ige Typen „leben“, gelingt in der Hölle manchmal sogar ein altmodisch­er Vertrag per Handschlag. Vor allem aber gibt es da „unten“eine Dämonin, die nicht Reißzahn trägt und Horn.

Sondern ein knallpinke­s Designer-T-Shirt. Sie ist der beste Beweis, dass man auch im hohen Alter, also so mit 800 Jahren, sehr gut aussehen kann.

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