Kurier (Samstag)

Duell Kern contra Kurz droht, brutal zu werden

- JOSEF VOTZI

In der obersten Etage wird noch mit dem Florett gefochten. Christian Kern biete t seinem künftigen Gegenüber schon vor der Machtübern­ahme eine „Reformpart­nerschaft“an. Denn „Neuwahlen lösen kein einziges Problem“. Sebastian Kurz kontert nun mit einem Anbot zur Neuwahl-Partnersch­aft. Denn „den 17. Neustart“auszurufen ende damit, dass „wir in wenigen Wochen wieder genau dort wären, wo wir immer waren“.

Das Duell Kern gegen Kurz ist eröffnet, die Sekundante­n packen die Dreschfleg­el aus. „Die ÖVP liefert Ergebnisse, Kern Pizza“(ÖVP-Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling). „Kurz betreibt Arbeitsver­weigerung“(Burgenland­s SPÖ-Landeschef Hans Niessl). Die erste WahlkampfF­ront ist abgesteckt: Wer ist schuld, dass die Koalition nun endgültig zerbricht. Der Kanzler hat recht, dass Neuwahlen weder Jobs noch bessere Schulen schaffen. Aber spätestens seit Jahresanfa­ng regieren da wie dort nicht mehr die Minister, sondern die Wahlkampfr­egisseure.

Nur schwarze Schminke oder eine Prise Macron

Mit seinem offenen Bekenntnis für rasche Neuwahlen hat Sebastian Kurz einen Nerv in der Bevölkerun­g getroffen. Ultimaten, Blockaden und Schuldzuwe­isungen sind bald vom letzten Wähler als Propaganda durchschau­t. Die erste Runde im Vorwahl-Poker geht so an Kerns neuen Herausford­erer. Sebastian Kurz’ Paukenschl­ag in Sachen Neuwahl ist auch eine doppelte Botschaft an seine Partei. – Botschaft 1: In der ÖVP gab es bis zuletzt Stimmen, „Arbeitsber­eitschaft“zu zeigen und Kerns Anbot anzunehmen. Einige schwarze Landesfürs­ten fürchten ein „Es reicht“der Wähler und ein langes Aus für Rot-Schwarz. – Botschaft 2: Mit der Kompromiss­suche bis an den Rand der Selbstaufg­abe ist nicht nur in der Regierung endgültig Schluss. Einen ÖVP-Chef Kurz gibt es nur zu dessen Bedingunge­n: Personal-, Politik- und Finanz-Hoheit. Auch diese erste Poker-Runde am schwarzen Spieltisch dürfte an Kurz gehen.

Grünes Licht für eine Art „Generalvol­lmacht“ist aber noch lange nicht ausreichen­d Licht am Ende des weitverzwe­igten Tunnels widersprüc­hlicher schwarzer Interessen. Die Schlüsself­rage für Kurz bleibt: Ist er nur ein besonders junges neues Gesicht auf einem uralten ParteiKörp­er, oder schafft er es darüber hinaus, nachhaltig glaubwürdi­ge Signale der personelle­n und damit auch inhaltlich­en Erneuerung zu setzen?

Um es am Beispiel des erfolgreic­hen Durchmarsc­hes des französisc­hen Präsidente­n zu sagen: Gelingt es Kurz , Personen vom Zuschnitt einer Irmgard Griss ins „Team Kurz“zu holen und so die alte Tante ÖVP mit einer Prise Macron aufzupeppe­n? Dass dort die Zukunft der Politik liegt, hatte das „political animal“in Kurz schon vor einem Jahr antizipier­t. Sein Versuch, rund um Strolz-, Griss- und Kurz-Fans eine lose Plattform als Bürgerbewe­gung für die kommende Wahl aufzubauen, scheiterte an mangelndem gegenseiti­gen Vertrauen. Ab Sonntag werden Freund und Feind Kurz daran messen, ob er die alte Tante ÖVP nur neu schminkt oder tatsächlic­h zu neuem Leben erweckt.

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Die beiden Auftakt-Runden in Regierung und Partei gehen an Sebastian Kurz. Der Ausgang bleibt offen.

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