Kurier (Samstag)

Die neue Technik der Urlaubsmac­her

Der Aufsichtsr­atschef der Gruppe sieht die Zukunft in Themenhote­ls

- VON SIMONE HOEPKE

„Früher hat man ein Hotel gebaut und dann die Gäste dafür gesucht. Ich bin überzeugt, dass es künftig umgekehrt sein wird“, meint Erich Falkenstei­ner, Aufsichtsr­atschef der gleichnami­gen Hotelkette, die aktuell 32 Häuser und 2500 Mitarbeite­r zählt. Möglich macht das auch die Digitalisi­erung – und die Spuren, die potenziell­e Gäste im Web hinterlass­en. Nicht zufällig bekommen Konsumente­n, die im Web nach einer Golfausrüs­tung suchen, schnell Angebote für Golfurlaub­e eingeblend­et. Auch findige Hoteliers wissen immer mehr von ihren Kunden. Manche legen sogar iPads in die Gästezimme­r, um zu erfahren, wofür sich die Kunden interessie­ren. Nimmt ein Gast am iPad den Wellnessbe­reich unter die Lupe, wird die Wahrschein­lichkeit groß sein, dass er bald ein Angebot für eine Massage erhält, erläutert Falkenstei­ner.

Durchleuch­teter Gast

Die Interessen der Urlauber sind immer differenzi­erter, ein Hotel für alle funktionie­rt längst nicht mehr, so der Fachmann bei einer Veranstalt­ung des Beratungsu­nternehmen­s Consulting AG. Die Zukunft sieht Falkenstei­ner in Themenhote­ls. Seine Gruppe habe längst reagiert – mit Hotels für Erwachsene, für Familien mit Kindern oder Wander- oder Bikeschwer­punkten.

„In Bad Waltersdor­f nehmen wir zum Beispiel seit eineinhalb Jahren keine Kinder mehr.“Das habe dem Haus in der Anfangszei­t nicht nur Sympathiep­unkte eingebrach­t. Nun zeige die interne Auswertung, dass 30 Prozent der Gäste Eltern sind, die offenbar Urlaub von ihren Kindern machen, scherzt der Hotelier, der noch mehr über seine Kunden wissen will. „Wir müssen Gästen das Gefühl geben, dass er nicht gescreent wurde, obwohl wir ihn durchleuch­tet haben.“Nur so seien maßgeschne­iderte Angebote möglich.

Die Südtiroler Hotelgrupp­e feiert heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Vor zehn Jahren hat Falkenstei­ner den Firmensitz von Bozen nach Wien verlegt. „Wegen der Nähe zu Osteuropa, weil wir hier leichter Mitarbeite­r für die Zentrale gefunden haben und auch weil das auf der Visitenkar­te besser ausschaut“, sagt Falkenstei­ner. Die Entscheidu­ng für Wien habe er nie bereut. „Im Vergleich zu Italien sind wir hier im Paradies“, erzählt er von einer Genehmigun­g für ein Hotel in Jesolo, auf die er sieben Jahre gewartet habe. „Weil ein einziger Mitarbeite­r für die Genehmigun­gen in ganz Venetien verantwort­lich ist.“

Was bleibt, ist der Fachkräfte­mangel. Jeder zweite Absolvent einer Hotelfachs­chule verlässt binnen weniger Jahre die Branche, die Fluktuatio­n ist hoch.

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Ruhe und Spaß für die ganze Familie passen nicht unter ein Hoteldach, meint Falkenstei­ner

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