Kurier (Samstag)

„Keiner hat eine Wohnung für eine Alleinerzi­eherin“

KURIER-Serie. Mutter-Kind-Häuser sind voll

- – JULIA SCHRENK

„Ich habe nicht gewusst, an wen ich mich wenden soll“, beschreibt Dunja (32) den Moment, als sie sich von ihrem Mann trennte. Nach der Scheidung stand sie plötzlich alleine da; mit Kind, ohne Wohnung. Eine Bekannte empfahl ihr das Haus Immanuel, ein Mutter-Kind-Haus der Caritas Wien in Wien-Leopoldsta­dt. Dunja meldete sich an und zog im April 2016 mit ihrer Tochter ein.

Im Haus Immanuel können Mütter nicht nur mit ihren Kindern in 30 bis 40 m2 große Wohnungen einziehen, ihnen stehen auch Sozialarbe­iter, Pädagogen und Psychologe­n zur Verfügung. Sie begleiten Termine bei der Schuldnerb­eratung, wenn nötig. Oder sie helfen beim Erstellen einen Haushaltsp­lans.

Mehr Fälle

2016 fanden insgesamt 133 obdachlose Frauen in den beiden Mutter-Kind-Häusern der Caritas Zuflucht. 173 Kinder zogen ein. Doch die Nachfrage übersteigt das Angebot. Für die fünf Notquartie­r-Plätze, die für Frauen in akuten Notlagen frei gehalten werden, gab es im Vorjahr 256 Anfragen. Für 19 Frauen und Kinder musste die Caritas schon Übergangsw­ohnungen bereitstel­len. Ein neues Mutter-Kind-Haus wird dringend gebraucht.

Es sind vor allem Frauen, die aus Gewaltbezi­ehungen flüchten, die Trennungen erlebt haben oder mit der Erzie- hung ihrer Kinder überforder­t sind, die ins MutterKind-Heim ziehen.

„Dunja gehört zu den Frauen, die sich in kurzer Zeit wieder gefangen hatten“, sagt Clementine Rath, Leiterin des Mutter-Kind-Hauses. Die 32-Jährige hat ihren Haushalt im Griff, sie hatte auch einen Job. Was Dunja brauchte, war Unterstütz­ung bei der Wohnungssu­che.

„Niemand hat eine Wohnung für eine Alleinerzi­eherin“, sagt Dunja. „Alle haben gesagt, sie melden sich zurück, aber gemeldet hat sich niemand.“Clementine Rath meint: „Viele Alleinerzi­eherinnen haben es schwer auf dem Wohnungsma­rkt.“Es sind nicht nur die gestiegene­n Mietpreise, die den Frauen zu schaffen machen, sondern auch die verschärft­en Regeln für Gemeindewo­hnungen. Auch Dunja konnten die vorgegeben Meldezeite­n nicht vorlegen – ihr Mann hatte sie ohne ihr Wissen aus der Wohnung abgemeldet.

Mittlerwei­le wohnt Dunja wieder selbststän­dig. Eine Spenderin stellte eine Wohnung zur Verfügung, die Caritas tritt als Mieter auf und vermietet an ihre Klienten unter.

KURIER und Caritas bitten um Spenden: IBAN: AT47 2011 1890 8900 0000 Verwendung­szweck: Mutter-KindHäuser Lesen Sie morgen, warum Christine Nöstlinger die Caritas bei der Spendensuc­he unterstütz­t.

 ??  ?? Dunja lebte von April 2016 bis März dieses Jahres im Haus Immanuel
Dunja lebte von April 2016 bis März dieses Jahres im Haus Immanuel

Newspapers in German

Newspapers from Austria