Kurier (Samstag)

Gutes gebracht“Auf der Krim wiederholt sich die Geschichte

Tataren.

- APA

Die Krim, die ist ein heikles Thema. Wenn Tamila Tasheva über ihre Heimat, vor allem aber ihr Volk spricht, dann tut sie das in sachlichem, sanftem Ton. Die Frau um die 30 mit modisch kurzem Haarschnit­t ist Krim-Tatarin. Und sie ist eine der Gründerinn­en des Organisati­on KrimSOS.

Sie spricht darüber, wie sie Gelder auftreibt für Projekte der Organisati­on in der Ukraine und der Krim. Und darüber, wo dabei die Schwierigk­eiten liegen: Gerade westliche Staaten sind gerne bereit, für Projekte in der Festland-Ukraine zu zahlen. Wenn es aber um Projekte geht, die KrimSOS auf der Krim selbst verfolgt, werden die Finanzmitt­el solcher Geber dünn. Die Furcht vor diplomatis­chen Folgen wiegt schwerer.

Es ist ein klein wenig so, als wiederhole sich gerade die Geschichte. Keine 25 Jahre hatte die Heimkehr der Tataren auf die Krim gehalten. Mit der Annexion der Krim durch Russland 2014 hat sich das Blatt wieder gewendet – viele Krimtatare­n flohen von der Krim in die Festlanduk­raine – und landeten neuer- lich in der Diaspora. Auf der von Russland annektiert­en Krim selbst ist mittlerwei­le fast alles verboten, was Selbstorga­nisation angeht.

Und vor allem im Visier der Behörden stehen die Tataren – allen Verspreche­n des Kreml zum Trotz. Tatarische Schulen wurden geschlosse­n.

Wie viele Tataren von der Krim nach Kiew geflohen sind – 10.000? 30.000? – lässt sich kaum sagen. Aufgenomme­n worden seien die Ankömmling­e dabei, so sagt Tashewa, durchaus positiv. Und dann auch der Sieg Jamalas (siehe links) mit einem Lied, das die tatarische Deportatio­n durch Stalin 1944 zum Thema hatte. Den Song Contest ausrichten zu müssen freute zwar nicht alle, das Lied selbst aber fand breite Zustimmung.

Probleme macht sie eher auf der Krim selbst aus. „Wir müssen über die Annexion reden, über die Menschenre­chtsverlet­zungen“, sagt die Aktivistin. Gerade auch angesichts des Umstandes, dass die Politik der ukrainisch­en Regierung in der Frage alles andere als effizient sei. „Es mangelt an politische­m Willen.“

Jonathan Meese.

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Alle Staatsform­en haben versagt, nun sei es Zeit für die Kunst: Das sagte Jonathan Meese, der bei den Wiener Festwochen einen neuen „Parsifal“und im Kunsthisto­rischen Museum eine Interventi­on zeigt.
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Eine Krim-Tatarin beim Gedenken an die Vertreibun­g durch Stalin

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