Finale beim Song Contest: Kampf der Welten
Analyse.
Es ist schon zu hinterfragen, was über 250 Millionen Zuseher Jahr für Jahr am Song Contest so fasziniert. Ein musikalisches Spezialfest der Regenbogen-Gemeinde ? Politischer Länderwettstreit mit Gesang & Show? Teilweise ein peinliches Kuriositätenkabinett des Schwachsinns?
Die Antwort ist einfach: Von allem etwas und nichts so richtig. in den letzten Jahren ist immerhin ist die musikalische Qualität des Song Contests deutlich gestiegen. Dieses Jahr gibt es keine groben Schnitzer.
Auf die leidige Pyrotechnik und Trommeln aller Art wird verzichtet, die Windmaschinen sind zwar noch obligat, jedoch sind seit einigen Jahren die LED-Projektionen wesentlicher Bestandteil der Show geworden. Beispiel: Ohne die putzigen Strichmännchen wäre der Schwe- sen. Für den ORF ist und bleibt der Song Contest Nebensache. Und wie geht’s mit dem sympathischen Nathan Trent weiter? Er wird künftig im Musical-Fach exzellent reüssieren. Wir Zuschauer können heute mit großer Spannung das Finale erwarten. Wer einen profunden TV-Kommentar hören will, sei auf den souveränen Peter Urban ( ARD, ONE) verwiesen.
Der im Vorfeld hoch gehandelte Favorit Italien ( Francesco Gabbani, „Occidentali’s Karma“) ist von vier Ländern in Bedrängnis geraten: Ein portugiesischer PopFado ( Salvador Cabral, „Amar Pelos Dois“), eine exzellente belgische Radionummer ( Blanche, „City Lights“), der übliche markige Schweden-Pop ( Robin Bengtsson, „I Can't Go On“) und ein bulgarischer Popsong ( Kristian Kostov, „Beautiful Mess“) in perfektem Englisch gesungen, trotz imposanter Zahnlücke. Das ist wohl ein Kampf verschiedener Welten und Musikrichtungen. Alle anderen Länder sind für den Sieg chancenlos und präsentieren ohnehin dem aktuellen Popmarkt realitätsferne Kost. Mein persönlicher Tipp ist und bleibt Gabbani, der mit einer schwungvollen Nummer und intelligentem Text das Publikum begeistern sollte. Auch Belgiens Beitrag könnte zum Klassiker avancieren. Die Überraschung des Abends ist Portugal durchaus zuzutrauen. Der zarte, schöne, hochmelodische Song könnte aber unter Cabrals befremdlicher Gestikulation leiden.
Es wird spannend!