Ausleuchtungen des schrecklich wahren Lebens
Kritik. „Gehobene Unterhaltung mit humanitärem Beigeschmack“brachten Gerhard Polt und die Well-Brüder Donnerstag ins Globe Wien in Neu Marx. Die „WellBrüder aus’m Biermoos“verpackten dabei ihre Einsichten in die aktuellen österreichischen Verhältnisse in witzige Gstanzln: „Wenn sie sich in der Regierung weiter so massakrieren, wird demnächst der FPÖ-Blauhelm-Trupp einmarschieren ...“
Dann poltert Gerhard Polt, der bayerische ParadeGrantler, in Hochform über die Grantler, spürt menschliche Untiefen auf, redet sich in Rage über die Brunzkachln oder Zwischenwirte. Fragt sich: „Träum i oder träumt mir?“Entwickelt aus Sprechstücken kleine Privathöllen. Oder der größte bayerische Philosoph seit Karl Valentin sagt ganz offen: „Manchmal red’ ich halt auch nur so vor mich hin und hoffe, dass ein Gedanke, bei dem, was ich sag’, Schritt halten kann. Und wenn net, dann hat er eben Pech g’habt, der Gedanke.“
Polt lockt sein Publikum bei seinen Ausleuchtungen des schrecklich wahren Lebens auf die verschlungensten und kuriosesten Gedankenpfade. Ob Spießer, Volldemokrat oder Demokratler, ob Rentner oder Landesrat, Polt weiß, wie sie ticken, und kommt der Wirklichkeit oft erschreckend nah.
Es mag nach all den Jahren Bühnenpräsenz nicht alles immer neu sein. Aber es ist meist sehr wahr. Und immer wieder zum Brüllen komisch.