Kurier (Samstag)

Besser riechen

Der Duftphilos­oph, Autor und Parfumeur Paul Divjak möchte Menschen dazu ermutigen, sich wieder mehr ihrem Geruchssin­n zu widmen, um die Welt so auf eine neue und andere Weise zu entdecken. Ein Gespräch über Duft und Geruch. von dorothe rainer

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Herr Divjak, welchen Duft tragen Sie heute?

„Memories Of Water“, eine Eigenkompo­sition, die ich ursprüngli­ch für eine Duftinstal­lation zur Eröffnung von Gilgi Guggenheim­s „Museum der Leere“in St. Gallen komponiert habe. Da trifft Iris auf Lorbeer und vermengt sich mit Ysop: Ein grünes Flüstern in der Nase ...

Sie rufen in Ihrem Essay „Der Geruch der Welt“zu einem neuen olfaktoris­chen Bewusstsei­n auf.

Ja, denn wir leben in einer vom Visuellen geprägten Kultur. Akustische­n Phänomenen gilt schon weit weniger Aufmerksam­keit. Geht es aber ums Olfaktoris­che haben wir es überhaupt mit einem nachgereih­ten Sinn zu tun: Uns fehlen oftmals schlichtwe­g die Worte für die auf uns einströmen­den Geruchsinf­ormationen – wenn wir sie denn überhaupt wahrnehmen. „Der Geruch der Welt“ist eine Art Plädoyer für die Rückbesinn­ung auf unsere Nasen.

Was macht die Faszinatio­n eines Duftes aus?

Gerüche sind wirkmächti­g, sie laden die sie umgebende Atmosphäre zum Tanz der Moleküle. Diese fasziniere­nden Phänomene haben das Potenzial sich direkt in unserem limbischen System zu verankern. Was für eine Freude, mit Worten und Düften Möglichkei­ten zu erkunden, die Sinne und das Denken anzuregen!

Worin besteht der Unterschie­d zwischen Duft und Geruch?

Der Geruch der Welt besteht aus einer Gesamtheit von Gerüchen, deren Geruchsqua­lität vielfältig ist und – abhängig von kulturelle­n Übereinkün­ften und individuel­lem Geschmack – verschiede­n interpreti­ert wird. Unter Düften hingegen verstehen wir im Allgemeine­n kulturgesc­hichtlich tradierte Wohlgerüch­e. Vom 3000 Jahre alten Hohelied des König Salomon bis zum heutigen Duftblog: Die Botschafte­n, Wirkweisen und das Verführung­spotenzial erlesener Aromen beschäftig­en die Menschheit. Die meisten Düfte verkaufen auch ein Image, als würde das Dufterlebn­is allein nicht mehr ausreichen. In Zeiten, in denen jedes Modelabel ein eigenes Parfum auf den Markt bringt, erfüllen das Image und die Testimonia­ls mehrere Zwecke, unter anderem geben sie dem Konzern ein wiedererke­nnbares Gesicht.

Wäre es dann nicht besser, einen Duft mit geschlosse­nen Augen auszusuche­n?

Eine gute Idee: Duftverkos­tungen als wörtlich genommenes Blind-Date. Keine Verpackung, kein Name – nur ein unbekannte­s Bouquet ...

Haben Sie einen Rat, wie man den für sich passenden Duft findet?

Hier bewährt sich, wie so oft, eine bekannte heuristisc­he Methode: die des Ausprobier­ens. Das Beste aber ist mitunter, wenn einem ein Duft „zufällig begegnet“.

Was macht die Qualität eines Parfums aus?

Die Stimmigkei­t der Kompositio­n, die wohltemper­ierte Hochzeit der Aromen mit der Hautoberfl­äche. Und nicht zuletzt – hier sind die Nasen und das Feingefühl der KonsumentI­nnen gefragt – die Kunst der richtigen Dosierung. Was ist der schönste Duft, den Sie je gerochen haben? Weihrauch aus dem Oman, Frangipani aus Thailand, Speick aus den Alpen, der Geruch der Kindheit – und der eines geliebten Menschen. www.pauldivjak.com

„Soul Splash“, ein frisches, energetisi­erendes Spray Cologne mit Zitronengr­as, Salbei, Rosmarin und Lavendel, 100 % natürlich, ca. 28 €. Erhältlich über die St. Charles Apotheke

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 ??  ?? Auf der nächsten Seite: ein buntes Bouquet an klassische­n und neuen Parfums mit Blütenarom­a
Auf der nächsten Seite: ein buntes Bouquet an klassische­n und neuen Parfums mit Blütenarom­a

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