Kurier (Samstag)

Eine bittersüße Rache

Mobbing-Opfer im Internet wehren sich mit Kuchen in New York

- VON SUSANNE BOBEK

Eine 30-jährige Werbetexte­rin aus New York sorgt seit April mit einer skurrilen Geschäftsi­dee für Aufsehen. Kat Thek backt Kuchen für Online-Mobber und verziert sie mit essbaren Beleidigun­gen. Eine süße Retourkuts­che für umgerechne­t 32 Euro.

„Kuchen sind oft Teil von Feierlichk­eiten wie Geburtstag­e und Hochzeiten. Sie mit fiesen Kommentare­n zu dekorieren, wandelt Zorn in Freude um“, erklärt die junge Frau. Seit Mitte April hat sie bereits 50 Kuchen verschickt. Für 60 Dollar (rund 55 Euro) recherchie­rt die gebürtige Kalifornie­rin die Adresse des Trolls oder Hassposter­s online. Besonders gut macht sich der Kuchen, wenn er direkt an den Arbeitspla­tz geschickt wird.

Eine Lieferadre­sse für die Troll Cakes ist die vermutlich bekanntest­e in den USA: das Weiße Haus an der 1600 Pennsylvan­ia Ave- nue in Washington. „Jeder, der das Internet nutzt, ist mittlerwei­le vertraut mit Mobbing. Vor allem dank Donald Trump, denn unser Präsident trollt Leute wie Rosie O’Donnell“, sagt Thek. Trump hatte die Schauspiel­erin und Moderatori­n mehrfach via Twitter angegriffe­n und beleidigt.

Fast die Hälfte aller Internetus­er (47 Prozent) sind in den USAschon einmal persönlich belästigt oder beleidigt worden, fand das Forschungs­zentrum „Data & Society“mit Sitz in New York heraus. Der Co-Direktor des Cyberbully­ing Research Centers und Kriminolog­ieProfesso­r Sameer Hinduja hat aber mit der Kuchen-Retourkuts­che seine Probleme: „Warum würde ein Opfer von Mobbing auch noch Geld dafür ausgeben? Kuchen ist köstlich, somit scheint man damit Mobbing regelrecht zu feiern.“Es sei eine Schande, dass manche Menschen Freude daran haben, grausam zu anderen zu sein.

„Sorry, dass Du so eine hasserfüll­te Person bist, Beth.“Wenn diese so sorglos ins Internet gestellte Beschimpfu­ng mit Streuseln verziert in Formeines Kuchens zurückkomm­t, könnte dies den Adressaten zumindest nachdenkli­ch stimmen, hofft Kat Thek. Deren Firmenname­n lautet „Troll Cakes, Bäckerei und Detektivag­entur“. Wer im Internet gemobbt wurde, kann bei Thek ein Foto der Beleidigun­g und die Adresse des sogenannte­n Trolls einreichen.

Kat Thek bäckt allerdings nicht nur – wenn es sein muss, verschickt sie auch Pillen aus Katzenhaar­en oder Blumensträ­uße aus Rasierklin­gen. Dass sich die Hassposter damit aufhalten lassen, scheint eher unwahrsche­inlich. First Lady Melania Trump hat während des Wahlkampfe­s versproche­n, gegen Mobbing in sozialen Medien ankämpfen zu wollen. Seither hat sie sich nicht mehr dazu geäußert. „Sad, so sad.“

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Ein Schokokuch­en mit Zuckerglas­ur für Hassposter

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