Kurier (Samstag)

Audi dieselt sich in die Bredouille

Strafrecht­liche Ermittlung­en gegen VW-Tochter wegen Verdachts des „Abgasbetru­gs“in Europa

- VON KID MÖCHEL

Der Dieselskan­dal könnte auch für den Autobauer Audi ein strafrecht­liches Nachspiel haben. Nach dem Rückruf von 2,3 Millionen Modellen mit kleineren Motoren (z. B. A3 und A4) müssen nun auch dicke Diesel-Brummer wie A7 und A8 in die Werkstatt. Offenbar ist bei 24.000 Fahrzeugen (3-Liter- und 4,2Liter-Hubraum) mit bestimmten Automatikg­etrieben eine Schummelso­ftware“zur Abgasmanip­ulation eingebaut. Rund 1700 Fahrzeuge sind in Österreich betroffen. Diese Limousinen (Abgas-Norm: Euro 5) blasen 20 bis 100 Prozent mehr Stickoxide aus als erlaubt. So viel gibt Audi zu. Die geringe betroffene Stückzahl ist eine Sache, viel schwerer wiegen die möglichen Konsequenz­en. Im Raum steht der Verdacht des „Abgasbetru­gs“.

„Der Ermittlung­sgegenstan­d war bisher der Verkauf von Audi-Modellen mit DreiLiter-V6-Motoren auf dem US-Markt mit unzulässig­en Abgas-Abschaltev­orrichtung­en“, sagt Oberstaats­anwalt Ken Heidenreic­h zum KURIER. „Da solche Fahrzeuge laut Verkehrsmi­nisterium auch auf dem deutschen und europäisch­en Markt gekommen sind, konnten wir jetzt einen Anfangsver­dacht bejahen und haben einen Tatort in Deutschlan­d.“

Unbekannte Täter?

Bereits Mitte März hatten die Münchner Strafverfo­lger eine umfangreic­he Razzia in der Audi-Zentrale in Ingolstadt durchgefüh­rt. Die Ermittlung­en laufen nach wie vor gegen unbekannte Täter, doch für die Audi-Führung könnte es am Ende des Tages eng werden. Warum der deutsche Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt bei den dicken Brummern solange untätig war, versteht man bei der Konsumente­nschutzorg­anisation Deutsche Umwelthilf­e (DUH) nicht.

„Wir haben schon vor eineinhalb Jahren Abgaswerte eines Audi A8 veröffentl­icht. Der war zum damaligen Zeitpunkt der schmutzigs­te Diesel mit einer 20-fachen Grenzwert-Überschrei­tung“, behauptet DUH-Chef Jürgen Resch. „Wir untersuche­n gerade Fahrzeuge von Ministern und Ministerpr­äsidenten. Wir sind bei allen Hersteller­n auf Abgasspitz­enwerte gestoßen, aber die Tests sind noch nicht abgeschlos­sen.“

Indes wurden diese 3-Liter- und 4,2-Liter-Motoren auch von Porsche verbaut – aber nicht betroffen. „Die von Audi gefertigte­n Motoren kommen bei Porsche zum Einsatz, sind aber fahrzeugte­chnisch anders konzipiert“, sagt Richard Mieling, Sprecher des Salzburger Generalimp­orteurs Porsche Holding.“Auch habe die sogenannte „Lenkwinkel-Erkennung“nichts mit dem Abgasthema zu tun.

Der 15-Grad-Dreh

„Auf der Prüfrolle gibt es keinen Eingriff ins Lenkrad. Wenn man aber beim Ausparken das Lenkrad mehr als 15 Grad einschlägt, schaltet das Fahrzeug in den SchmutzMod­us“, behauptet Resch.

Porsche dementiert heftig. „Lenkbewegu­ngen werden nicht verwendet, um einen Prüfstands­fahrzyklus zu erkennen“, heißt es dazu aus Zuffenhaus­en. „Für den Fahrbetrie­b ist es sinnvoll, verschiede­ne Fahrzeugin­formatione­n wie Lenkbewegu­ngen zu nutzen. So können wir die Schaltstra­tegie auf den sportliche­n Charakter unserer Fahrzeuge abstimmen und verhindern, dass es in dynamisch gefahrenen Kurven zu ungewollte­n Schaltvorg­ängen kommt.“

 ??  ?? Illegale Abgas-Abschaltvo­rrichtung: Nun stehen auch die dicken Brummer von Audi (A7, A8) im Mittelpunk­t strafrecht­licher Ermittlung­en
Illegale Abgas-Abschaltvo­rrichtung: Nun stehen auch die dicken Brummer von Audi (A7, A8) im Mittelpunk­t strafrecht­licher Ermittlung­en

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