Kurier (Samstag)

Roboter und künstliche Intelligen­z: „Wir stehen erst am Anfang“

Start-up-Event. Beim Pioneers wurde gezeigt, wozu künstliche Intelligen­z heute in der Lage ist.

- VON PATRICK DAX

Vor 20 Jahren hat Jaan Tallinn die Online-Tauschbörs­e Kazaa und den Internet-Telefonied­ienst Skype mitgegründ­et. Heute warnt der 45-jährige Este vor den Folgen künstliche­r Intelligen­z. Die Situation vergleicht er mit einem Flugzeug, bei dem der Pilot kurz vor dem Abheben bemerkt, dass ihm die Möglichkei­t fehlt, es zu steuern. „Wir müssen Optionen finden, künstliche Intelligen­z zu kontrollie­ren“, sagt Tallinn beim Pioneers Festival, das Donnerstag und Freitag in der Wiener Hofburg stattfand. Sonst könne es passieren, dass der Mensch von Computersy­stemen, die sich laufend selbst verbessern, einfach zur Seite gedrückt werde, warnt der Entwickler: „Es ist Zeit, einzugreif­en.“

Positive Seiten

Bei dem Start-up-Event stand Tallinn mit seiner dystopisch­en Sicht der Zukunft aber eher alleine da. Wozu künstliche Intelligen­z bereits in der Lage ist, demonstrie­rte zuvor Behshad Behzadi, der für Googles digitalen Assistente­n zuständig ist. „Unser Ziel ist es, jede mögliche Frage beantworte­n zu können“, sagt Behzahdi. Der Google Assistent kommt etwa auf Android-Smartphone­s oder dem intelligen­ten Lautsprech­er Google Home zum Einsatz und kann Informatio­nen, die er aus verschiede­nen Quellen bezieht, in Zusammenhä­nge setzen und fließend mit seinem menschlich­en Gegenüber parlieren. Er übersetzt auf Befehl Gespräche und kann auf Basis von Fotos angeben, wie viele Kalorien das Abendessen hat. „Wir stehen erst am Anfang“, sagt Behzadi. Vieles, was früher nicht möglich war, sei aber heute möglich. Dazu ha- be die Verfügbark­eit von immer mehr Daten und höherer Rechenleis­tung beigetrage­n. Durch die Verschränk­ung von Bild- und Spracherke­nnung würden viele neue Anwendunge­n möglich.

Übersetzun­gen

Eine solche zeigte Vasco Pedro vom Start-up Unbabel, das künstliche Intelligen­z bei der Übersetzun­g von Sprachen zum Einsatz bringt. Die noch nicht veröffentl­ichte App Cast des US-Start-ups transkribi­ert Texte aus Online-Videos, erstellt Untertitel und übersetzt sie automatisc­h in mehrere Sprachen. Dabei helfen noch Tausende über den Erdball verteilte menschlich­e Übersetzer mit, die die maschinell­en Übersetzun­gen verfeinern und dem Rechner damit auch die Möglichkei­t geben, dazuzulern­en. Künstliche Intelligen­z könne zur Lösung vieler Probleme zum Einsatz kommen, sagt Babak Hodjat, dessen Start-up Sentient Technologi­es Techniken des maschinell­en Lernens beim Marketing anwendet. „Die Herausford­erung liegt darin, Probleme richtig zu benennen, damit künstliche Intelligen­z sie lösen kann.“

Thema waren auch die Auswirkung­en der neuen Technologi­en auf den Arbeitsmar­kt. Die technische Entwicklun­g könne nicht aufgehalte­n werden, sagt Hodjat. „Wer sollte Firmen daran hindern, menschlich­e Arbeitskrä­fte durch Maschinen zu ersetzen, die günstiger und effiziente­r sind?“Viele Leute würden ihre Jobs durch die Digitalisi­erung verlieren, meint auch EU-Kommissar Andrus Ansip.

In der Vergangenh­eit habe sich aber gezeigt, dass der technische Fortschrit­t immer mehr Arbeitsplä­tze geschaffen habe, als durch ihn verloren gegangen seien. Ihm mache eher der Fachkräfte­mangel in der EU Sorgen: „Wir haben zu wenige Leute, die über digitale Kompetenze­n verfügen.“

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Der Roboter KIKI der russischen Firma Alfa Robotics begrüßt die Besucher des zweitägige­n Pioneers Festivals in der Wiener Hofburg

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