Kurier (Samstag)

Auftakt mit Hip-Hop statt Rock

Die Festivalsa­ison startete mit bestem Wetter und tollen Hip-Hop-Sounds

- VON BRIGITTE SCHOKARTH PETER JAROLIN

Es wurde im Vorfeld heiß diskutiert, das Programm des heurigen Rock in Vienna. Denn gleich zum Auftakt gab es amFreitag Acts, mit denen Rock-Fans nichts anfangen. Dieser Tag war dem HipHop gewidmet und der Publikumsz­uspruch hielt sich in Grenzen: Nur 13.000 (laut Angaben des Veranstalt­ers) waren auf die Donauinsel gekommen.

Sie sahen am Nachmittag den jungen Wiener Rapper Appletree, den ambitionie­rten aber wenig routiniert­en Andere-Heller-Sohn Left Boy und dann House Of Pain.

25 Jahre ist es her, dass die Hip-Hop-Truppe mit dem Hit „Jump Around“ihren Durchbruch hatte. Irgendwann aber kehrte Everlast dem Hip-Hop und der Band den Rücken. So kam auch auf der Donauinsel in der Mitte des House-Of-Pain-Auftritts die Gitarre aus dem Koffer und der als Erik Schrody geborene Amerikaner gab ein paar seiner Solo-Songs zum besten. Doch richtig brodelnd war die Stimmung nur zum Schluss bei „Jump Around“.

Mutig

Kurz nach neun Uhr dann der Headliner des Abends: Macklemore & Ryan Lewis wurden mit einem Gekreische begrüßt, das in der Tonlage dem Beifallsge­räuschen bei Teenie-Acts ähnlich war.

Mutig: Den größten Hit „Thrift Shop“, mit dem das Rapper/Produzente­n-Duo 2013 berühmt wurde, kam gleich als zweite Nummer. Trotzdem konnten die beiden, ihr Trompeter und die fünf Tänzer und Tänzerinne­n die Stimmung danach kontinuier­lich weiter steigern.

Sie brachten ein ansprechen­des, variantenr­eiches Set mit vielen unterschie­dlichen Klangfarbe­n und Rhythmen, die Frontmann Macklemore mit viel Elan und Einsatz präsentier­te. Und nicht nur das begeistert­e das Publikum auf der Donauinsel. Denn thematisch­e spannt das Duo den Bogen von der Ho- mosexuelle­n-Hymne „Same Love“, geht über „FDT (Fuck Donald Trump)“bis hin zu Partykrach­ern wie „Dance Off“und Humorvolle­m wie „Brad Pitt’s Cousin“– genau die richtige Mischung zwischen Entertainm­ent und Botschaft. Insofern waren viele enttäuscht, dass um 22.30 Uhr Schluss war. Aber am ersten Tag kann man es ruhig angehen und die Kräfte sparen – für Kings Of Leon, Deichkind, Marteria und Die Toten Hosen. Karten für dafür gibt es noch. „Gaudi Quattro“– das sind übrigens Hausherr Peter Hofbauer, dessen langjährig­er Doppelconf­erence-Partner Thomas Strobl sowie Rainer Sokal, der wiederum seit geraumer Zeit Strobls DuettPartn­er mit Ziehharmon­ika ist. Vierter im Bunde ist Toni Matosic, der als Bandleader der Gruppen Monti Beton und The Real Holy Boys dem traditions­reichen Vorstadtth­eater als Dauergast verbunden ist und bei der Premiere seinen 50. Geburtstag feierte. Zuvor aber war Arbeit angesagt, viel Arbeit!

Tru-Tru-Trump

Denn die Welt ist so komplex geworden, dass sie sich nur noch über Wuchteln mit Musik erklären lässt. Etwa Donald Trump, der f leischgewo­rdene „Tru-Tru-TrumpÜberf­all“auf die Menschheit. Oder Andreas Gabalier, der Volks-Rock'n'Roller, den man nur mehr parodieren kann.

Oder auch die Innenpolit­ik, die von „Kurz-Streckenra­keten auf die rote KernSchich­t“bis zum „grünen Durchfall“in Wien reicht und nur in Pillenform genießbar ist. Auch die EU fehlt nicht.

Und so führen Hofbauer, Strobl, Sokal und Matosic einfach Schmäh, stellen sich auch ihren eigenen Befindlich­keiten – der Song „Midlifecri­ser“hat Ohrwurmpot­enzial – und sorgen für ein Wuchtel-Feuerwerk. Selbstvers­tändlich ist da manches auch ein bisschen tief, doch das gehört dazu. Die Lach,und Mitschunke­lquote aber ist hoch. Und vor allem: Kein Abend gleicht dem anderen. Denn der Wettlauf mit der täglichen Realsatire will gewonnen wird.–

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Macklemore fand wie immer die perfekte Balance zwischen Entertainm­ent, Party und Botschaft
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Everlast holte im Set seiner Hip-Hop-Band die Gitarre aus den Koffer

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