Kurier (Samstag)

Die Doyenne war eine

Theater. Die legendäre Schauspiel­erin Hilde Sochor ist 93-jährig verstorben. D as Volkstheat­er trauert.

- VON PHILIPP WILHELMER

An Betulichke­it lag Hilde Sochor nichts: „Wir wissen ja alle, wie das goldene Wiener Herz ausschaut! (...) Die Wiener Seele ist ein Kunstobjek­t, das nur auf der Theaterbüh­ne leben kann“, erklärte sie einmal über ihre Heimatstad­t. Dort galt sie dem Theaterpub­likum als „lebende Legende“und Doyenne – nach mehr als 150 Rollen. Vor allem im Nestroy-Fach war Sochor, die promoviert­e Theaterwis­senschaftl­erin, zur Wiener Fixgröße geworden.

2007 erhielt sie den Theaterpre­is Nestroy für ihr Lebenswerk. „Ein Lebenswerk kann man ja nur haben, wenn man alt ist“, sagte sie damals. „Aber es kommt darauf an, was man aus diesem Leben gemacht hat.“

„Weiberhaus“

Sochor wurde am 5. Februar 1924 in Wien-Breitensee geboren und wuchs bei der geschieden­en Mutter, zwei Schwestern und der Großmutter auf – in einem „Weiberhaus­halt“, wie sie selbst in einem Interview meinte. Zunächst studierte sie Germanisti­k und Theaterwis­senschaft und nahm gleichzeit­ig Schauspiel­unterricht bei Leopold Rudolf und Wolfgang Heinz.

1948 promoviert­e sie und legte auch die Schauspiel­prüfung ab. Im selben Jahr debütierte sie an den Kammerspie­len (in Alexander Lernet-Holenias „Parforce“) und erhielt auch ihre erste Rolle am Volkstheat­er in Anzengrube­rs „Der Pfarrer von Kirchfeld“.

1956 heiratete sie den Regisseur, Bühnenbild­ner und Theaterlei­ter Gustav Manker (gestorben 1979), unter des- sen Leitung sie viele wichtige Rollen des Repertoire­s spielte und ein legendäres Nestroy-Ensemble am Volkstheat­er, dem sie bis 1996 als aktives Mitglied angehörte, wesentlich mitprägte. Aus der Ehe stammte ihr Sohn Paulus Manker sowie die beiden Töchter Katharina und Magdalena.

In rund 30 Nestroy-Produktion­en stand Hilde Sochor auf der Bühne des Volkstheat­ers, wesentlich­e Rollen verkörpert­e sie in Stücken von Anzengrube­r, Brecht,

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Theaterfam­ilie: Sochor mit Sohn Paulus Manker
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Sochor 2007 auf der Bühne in „Ich bin ein Kind der Stadt“
 ??  ?? Hilde Sochor 1987 in „Der Sarkophag" (Volkstheat­er)
Hilde Sochor 1987 in „Der Sarkophag" (Volkstheat­er)
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2007 erhielt Sochor den Nestroy für ihr Lebenswerk

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