Kurier (Samstag)

Lunacek: „Wer die FPÖ verhindern will, der muss diesmal uns wählen“

Die Ökos wollen den SPÖ-Schwenk nutzen, um bei der Wahl als linke Partei mit Haltung zu punkten.

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Wie können sie nur, die Sozialdemo­kraten? Die Grünen sind enttäuscht, der SPÖSchwenk hin zur FPÖ empört die Öko-Partei.

„Allein die Tatsache, dass die SPÖ die Freiheitli­chen nun tatsächlic­h als möglichen Koalitions­partner sieht und mit einem Wisch die Vranitzky-Doktrin für obsolet erklärt, wertet Heinz-Christian Strache und seine FPÖ mit ihrer hetzerisch­en Politik auf. Damit öffnet die Sozialdemo­kratie auch für sich den Weg Österreich­s in Richtung Orban“, sagt Grünen-Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek zum KURIER.

Rein taktisch betrachtet, könnten die Grünen freilich durchaus froh sein. Denn mit dem neuen Kurs der Sozialdemo­kraten bleiben sie im linksliber­alen Spektrum die einzige Parlaments­partei, die einen strammen „Niemals mit der FPÖ“-Kurs verfolgen kann. Nicht von ungefähr hat die neue Grünen-Bundesspre­cherin Ingrid Felipe noch am Feiertag erklärt, man wolle allen „aufrechten Sozialdemo­kraten“ein politische­s Angebot machen.

Wie aber soll dieses Angebot aussehen? Und wie wollen die Grünen vermeiden, im Zweikampf zwischen Sebastian Kurz und Christian Kern aufgeriebe­n zu werden und unterzugeh­en?

„Wir Grünen kämpfen in diesem Wahlkampf für ein offenes, solidarisc­hes und proeuropäi­sches Österreich“, antwortet Lunacek. „Allen Österreich­erinnen und Österreich­ern, denen eine lebensnahe Sozialpoli­tik, eine nachhaltig­e Klimapolit­ik und die Wahrung der Menschen- und Grundrecht­e ein Herzensanl­iegen sind, sind willkommen, ein Stück des Weges mit uns zu gehen.“

Die strategisc­he Frage, mit welcher Ansage sie im Wahlkampf punkten und medial vorkommen will, beantworte­t Lunacek mit dem erwähnten Alleinstel­lungsmerkm­al wider die FPÖ: „Wir Grünen schließen eine Zusammenar­beit mit der FPÖ kategorisc­h aus. Wir ändern unsere Haltung nicht von heute auf morgen. Wer die FPÖ verhindern will, der muss diesmal uns wählen.“

Und sonst? Was ist abgesehen davon inhaltlich von den Grünen zu erwarten?

„Wir stehen zudem für eine zukunftsor­ientierte Klimapolit­ik, wie sie jahrelang von Rudi Anschober in Oberösterr­eich erfolgreic­h betrieben wurde: Klimaschut­z fördert nachhaltig­e Arbeitsplä­tze. Das ist ein Faktum. Dazu fehlt SPÖ und ÖVP auf Bundeseben­e einfach der Mut.“

Spannend wird, ob Lunacek es schafft, auch bei sozialen Themen eine Rolle zu spielen. Sebastian Kurz wie auch Christian Kern wollen das nämlich jedenfalls tun; schon jetzt werden Themen wie der „Sozialmiss­brauch“, die nachhaltig­e Sicherung des Pflege- und Gesundheit­ssystems von Kurz und Kern regelmäßig thematisie­rt.

Die Grünen wollen dem eine „lebensnahe Sozialpoli­tik“gegenüberz­ustellen, wie es Lunacek nennt. „Allein das Thema leistbares Wohnen könnte einen ganzen Wahlkampf füllen.“

 ??  ?? Grüne Spitzenkan­didatin Lunacek zur SPÖ: „Wir ändern unsere Haltung nicht von heute auf morgen“
Grüne Spitzenkan­didatin Lunacek zur SPÖ: „Wir ändern unsere Haltung nicht von heute auf morgen“

Newspapers in German

Newspapers from Austria