Kurier (Samstag)

Pflaumenbl­üte hilft bei Wang, Zhang, Zhou, Zhu

Langer Marsch. Der dritte Roman mit Mao

- – P.PISA

Mao zeigt seine Pflaume. Was immer das heißt. Steht in „Langer Marsch“von Clementine Skorpil. Grauslich. Passt aber gut dazu, dass Mao noch immer verehrt wird, der Massenmörd­er, der auf Zigaretten und Frauen aus war (und dichtete: „Niemand weiß, wohin der gelbe Kranich flog ...“)

Manchmal holte er sich intellektu­elle Frauen, dann wieder zwölfjähri­ge Bauerntöch­ter – die überhaupt keine Wahl hatten, denn in China mussten Töchter glücklich sein, wenn sie die Väter nicht verhungern ließen.

In der Sänfte

Dass man ihm zur Macht verhalf: ein Fehler, eine Täuschung. Der Ich-Erzähler warnt seinen Sohn, der sich den Roten angeschlos­sen hat. Dieser Mahner war nämlich dabei, als Soldaten in den Kämpfen gegen Chiang Kaishek verheizt wurden – als die Kommuniste­n marschiert­en bzw. als sich Mao in der Sänfte tragen ließ.

Clementine Skorpil bewegt sich damit – nach den Romanen „Gefallene Blüten“und „Guter Mohn, du schenkst mir Träume“– in der Zeit voran. In den 1930ern tauchen zwischen historisch­en Personen wieder die fiktive Kurtisane Pflaumenbl­üte und deren Oma auf.

So geht’s, so hält man durch, so erträgt man die eigene Unzulängli­chkeit, oft die chinesisch­en Namen zu verwechsel­n: Wang, Zhang, Zhou, Zhu ... Zumal ein General vergiftet wird, ein Koch erschlagen wird, und Maos Sänftenträ­ger ist auch tot.

Die in Graz geborene Autorin, die in Wien Geschichte und Sinologie und in Taiwan Chinesisch studiert hat, lässt ihren „Langen Marsch“großteils aus Dialogen bestehen.

Es wäre schön gewesen, weniger zuhören zu müssen. Es wäre schön gewesen, mehr zu sehen.

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Verantwort­ete Hungersnöt­e, Terror, Massenmord­e: In China wird Mao trotzdem noch immer verehrt
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