Kurier (Samstag)

„Frau Kaiser, Bücher machen Babys!“

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Eigentlich versuche ich, nicht im Bett zu lesen, außer wenn ich alleine bin. Ich habe nämlich festgestel­lt, dass Lesen im Bett Beziehunge­n nicht sehr zuträglich ist, weil sich jeder in seiner eigenen Welt befindet. Auf meinem Nachtkästc­hen liegen derzeit: Jonathan Safran

Foers „Hier bin ich“, von dem ich noch nicht weiß, ob ich es genial oder nicht so toll finden soll. Dann liegt dort „ Die deut

sche Stilkunde“, ein altes Fischertas­chenbuch aus den 80ern, über gutes Deutsch, das ich immer wieder lese, um mich daran zu erinnern, wie man gut formuliert. „The Year of Magical Thin

king“ist das schönste Buch übers Trauern, das ich kenne. Ich hatte zuletzt drei Todesfälle im Bekanntenk­reis, und wenn ich traurig bin, blättere ich in dem Buch. Und dann gibt’s da noch eine Ausgabe von Homers „Ilias“aus dem 18. Jahrhunder­t. Das ist „meine“Bibel, weil irgendein Werk, das größer als die Menschheit ist, sollte am Nachtkastl liegen. Mein Nachtkastl habe ich von einem Flohmarkt in St. Pölten. Immer, wenn meine Putzfrau es abwischt und die vielen Bücher sieht, sagt sie: „Frau Kaiser, Bücher machen Babys.“

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