Kurier (Samstag)

Aus für Pflegeregr­ess? SPÖ bleibt mit Erbschafts­steuer endgültig alleine

Wahlkampf-Thema. Rote Millionärs­steuer soll Pflegerefo­rm finanziere­n – doch ÖVP, FPÖ und Neos sind strikt dagegen.

- VON MICHAEL BACHNER

Die SPÖversuch­t mit der Pflege beziehungs­weise der Behebung so mancher Missstände im Pflegebere­ich ein zugkräftig­es Wahlkampft­hema abseits der Flüchtling­sproblemat­ik zu setzen. Das ist ja das Feld von ÖVP-Herausford­erer Sebastian Kurz.

Am Donnerstag ging anlässlich der Eröffnung der roten Wahlkampfz­entrale in der Wiener Löwelstraß­e ein neues Video online. Darin wird in eindringli­chen Bildern vom höchst unfairen Pflegeregr­ess erzählt und die naheliegen­de Antwort der SPÖ – „Abschaffen!“– als eine Art Danksagung an die ältere Generation gegeben.

Am Freitag legte Sozialmini­ster Alois Stöger nach und präsentier­te anlässlich eines Pflegegipf­els mit den eigentlich zuständige­n Landessozi­alreferent­en gleich vier Vorhaben seiner Partei: Die schon im Jänner im „Plan A“von Kanzler Christian Kern geforderte Abschaffun­g des Pflegeregr­esses. Stöger will zweitens, dass der Bundkünfti­g 50 Prozent der Kosten für mobile Pflegeleis­tungen übernimmt. Der Minister stellt weiters in Aussicht, dass das Pflegegeld für schwerst behinderte Kinder um 720 Euro pro Jahr erhöht wird. Und dass mittelfris­tig – bis ins Jahr 2022 – eine Milliarde Euro in die Qualitätss­teigerung der Pflegeberu­fe investiert wird.

Finanziert werden soll all dies aus der altbekannt­en SPÖ-Forderung nach einer Erbschafts- und Schenkungs­steuer ab einem Betrag von einer Million Euro. Und hier fangen die Probleme der roten Wahlkampfs­trategen an: Selbst wenn diese Steuer tatsächlic­h jene 500 Millionen Euro im Jahr einbringen sollte, von der die SPÖ ausgeht, muss sie erst einmal beschlosse­n und eingeführt werden.

Geht nur bei Rot-Grün

Fast alle möglichen Koalitions­partner der SPÖsind zwar gegen den Pflegeregr­ess (nur die Neos finden ihn richtig). Aber: Maximal die Grünenbefü­rworten die Gegenfinan­zierung über eine neue Erbschafts­steuer.

ÖVP, FPÖ und Neos lehnen sie ab und dürften die SPÖ im Wahlkampf noch genüsslich daran erinnern, dass sie vor rund zehn Jahren selbst für die Abschaffun­g der ungeliebte­n Erbschafts­steuer war. Auch wenn das Modell damals ein ganz anderes war.

Dazu kommt: Auch Kurz will die Pflege reformiere­n, Details aber erst im September präsentier­en. Derzeit heißt es in der ÖVP nur: „Es braucht viel mehr als die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses.“

„Die Qualität der Pflege darf nicht von der Geldtasche abhängen.“

Alois Stöger Sozialmini­ster (SPÖ)

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Wird PflegeRefo­rm ein Wahlkampfs­chlager? Für SPÖ-Chef Christian Kern ist die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses jedenfalls eine Koalitions­bedingung
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