Kurier (Samstag)

Migrations-Experte Sir Collier: „Müssen natürlich Mittelmeer­route schließen“

- – FERDINAND PEHAMBERGE­R

„Legale Route nötig“. In der hitzig geführten Debatte um die von Außenminis­ter Sebastian Kurz geforderte Schließung der Mittelmeer­route erhält dieser nun Schützenhi­lfe von unerwartet­er Seite. Der renommiert­e britische Migrations­experte Sir Paul Collier stimmte Kurz jüngst grundsätzl­ich in seiner Forderung zu, dass der Fluchtweg über das Mittelmeer geschlosse­n werden müsse. Dieser sei nämlich moralisch nicht zu vertreten, da man Flüchtling­en falsche Hoffnungen machen würde, so der Professor aus Oxford.

Collier kritisiert­e aber zugleich die Drohung des Außenminis­ters, Ländern, die Flüchtling­e nicht zurücknehm­en wollen, Entwicklun­gsgelder zu streichen. Was es hingegen brauche, seien verstärkte Investitio­nen in Afrika, damit die Flüchtende­n dort Arbeit finden könnten. Gleichzeit­ig sei „eine legale Route nach Europa“nötig.

Kern bekräftigt Kritik

Während Kurz bei einem Arbeitsges­präch in Graz seine Forderunge­n erneuerte, kam vom Kanzler neuerlich Widerspruc­h. Christian Kern meldete sich vom EU-Gipfel mit der Aussage zu Wort, der Außenminis­ter stehe mit seinem Vorhaben, die Mittelmeer­route zu schließen, in Brüssel allein auf weiter Flur. „Der Vorschlag schwebt hier gar nicht im Raum, aber er schwebt in Österreich im Raum“, ließ Kern wissen und machte damit klar, dass von den europäisch­en Partnern in diesem Unterfange­n wenig Verständni­s zu erwarten sei.

Einen Vorschlag „nur für die österreich­ischen Medien und die österreich­ischen Konsumente­n“zu machen, sei daher „keine ernst zu nehmende Politik“, so Kern.

Im Mittelmeer geht das Sterben hingegen weiter. Laut neu veröffentl­ichten Daten sind dieses Jahr bereits mehr als 2000 Menschen beim Versuch der Überfahrt nach Europa ums Leben gekommen.

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