Migrations-Experte Sir Collier: „Müssen natürlich Mittelmeerroute schließen“
„Legale Route nötig“. In der hitzig geführten Debatte um die von Außenminister Sebastian Kurz geforderte Schließung der Mittelmeerroute erhält dieser nun Schützenhilfe von unerwarteter Seite. Der renommierte britische Migrationsexperte Sir Paul Collier stimmte Kurz jüngst grundsätzlich in seiner Forderung zu, dass der Fluchtweg über das Mittelmeer geschlossen werden müsse. Dieser sei nämlich moralisch nicht zu vertreten, da man Flüchtlingen falsche Hoffnungen machen würde, so der Professor aus Oxford.
Collier kritisierte aber zugleich die Drohung des Außenministers, Ländern, die Flüchtlinge nicht zurücknehmen wollen, Entwicklungsgelder zu streichen. Was es hingegen brauche, seien verstärkte Investitionen in Afrika, damit die Flüchtenden dort Arbeit finden könnten. Gleichzeitig sei „eine legale Route nach Europa“nötig.
Kern bekräftigt Kritik
Während Kurz bei einem Arbeitsgespräch in Graz seine Forderungen erneuerte, kam vom Kanzler neuerlich Widerspruch. Christian Kern meldete sich vom EU-Gipfel mit der Aussage zu Wort, der Außenminister stehe mit seinem Vorhaben, die Mittelmeerroute zu schließen, in Brüssel allein auf weiter Flur. „Der Vorschlag schwebt hier gar nicht im Raum, aber er schwebt in Österreich im Raum“, ließ Kern wissen und machte damit klar, dass von den europäischen Partnern in diesem Unterfangen wenig Verständnis zu erwarten sei.
Einen Vorschlag „nur für die österreichischen Medien und die österreichischen Konsumenten“zu machen, sei daher „keine ernst zu nehmende Politik“, so Kern.
Im Mittelmeer geht das Sterben hingegen weiter. Laut neu veröffentlichten Daten sind dieses Jahr bereits mehr als 2000 Menschen beim Versuch der Überfahrt nach Europa ums Leben gekommen.