Kurier (Samstag)

Mer-Cron, das neue Dream-Team in der EU

Deutsch-französisc­he Achse.

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Trauben von Journalist­en scharen sich im brütend heißen Pressesaal und steigen einander gegenseiti­g auf die Füße – es gibt in Brüssels Ratsgebäud­e zu sehen, was schon Jahre lang nicht mehr vorkam: Ein gemeinsame­r Presse-Auftritt Angela Merkels mit einem französisc­hen Staatschef bei einem EU-Gipfel.

Die deutsche Kanzlerin demonstrat­iv an der Seite Emmanuel Macrons – das glich einem medialen Ritter- schlag für den Gipfelneul­ing. Der erst vor sechs Wochen angelobte junge französisc­he Staatschef hatte in Brüssel mit klaren Positionen, konkreten Forderunge­n, aber auch offener Kritik an der Migrations­politik der osteuropäi­schen Staaten Freunde und Skeptiker bestochen.

Das Schlagwort „MerCron“(aus Merkel und Macron) machte die Runde und weckte sofort die Hoffnung, die beiden Politiker könnten die zuletzt angerostet­e deutsch-französisc­he Achse wieder ölen und Dynamik in europäisch­e Reformen bringen. „Die Symbiose zwischen Frankreich und Deutschlan­d, das ist die Voraussetz­ung dafür, dass Europa vorankommt“, sagte Macron. Europa müsse sich verändern, fordert der französisc­he Staatschef. Und bestens aufeinande­r abgestimmt, als wären die Grande Dame der europäisch­en Politik und der Neo- Präsident schon ein eingespiel­tes Team, legt Merkel nach: „Die EU muss sich so verändern, dass sie den Menschen Wohlstand, Arbeitsplä­tzen Schutz von innen und außen bietet.“

Macron wirbt dafür, den Euroraum zu vertiefen, einen eigenen Euro-Finanzmini­ster und -Haushalt zu schaffen – und Deutschlan­d sagt zur Verwunderu­ng aller anderer EU-Staaten erstmals nicht kategorisc­h „Nein“.

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