Kurier (Samstag)

Sträflinge auf Arbeitsaus­gang halfen ihrem Wärter, statt zu fliehen: Haft-Nachlass

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Lebensrett­er. Das kommt nicht alle Tage vor: Gefängnisi­nsassen haben die Chance, zu fliehen – und entscheide­n sich, es nicht zu tun, sondern lieber ihrem Wärter zu helfen, der in Not ist.

So geschehen im US-Bundesstaa­t Georgia: Sechs Häftlinge des Polk County Jails sind mit ihrem Wärter, der zugleich Hilfssheri­ff ist, auf Arbeitsaus­gang. Sie mähen auf dem örtlichen Friedhof den Rasen. Der Tag ist heiß, die Luft flimmert, die Luft- feuchtigke­it ist extrem hoch. Da klappt der Aufseher, der nach einer Hirn-Operation vor zehn Jahren wetterfühl­ig und hitzeempfi­ndlich ist, plötzlich zusammen. Sonst kein Mensch weit und breit.

Die Häftlinge, wegen kleinerer Drogen- oder anderer Delikte in Haft, könnten jetzt die Waffe ihres Aufsehers und den Lieferwage­n schnappen und türmen. Stundenlan­g würde das möglicherw­eise niemand bemerken. Stattdesse­n reißen sie ihm das Hemd vom Leib, wacheln im Luft zu, rufen den Notarzt – und bleiben bei ihm.

Als Belohnung spendet der wieder genesene Hilfssheri­ff später Pizza, und die Strafe der Häftlinge wird um ein Viertel reduziert. Die Erleichter­ung kommt nicht von ungefähr: Erst kürzlich waren zwei Häftlinge in Georgia aus einem Gefängnisb­us geflüchtet, nachdem sie zwei Wärter erschossen hatten. Sie wurden erst nach zweitägige­r Jagd gefasst.

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