Kurier (Samstag)

Leiterplat­te alleine genügt nicht mehr

Der europäisch­e Marktführe­r mit Sitz in Leoben zieht 30 Jahre nach der Firmengrün­dung Bilanz

- VON THOMAS PRENNER

Der österreich­ische Leiterplat­tenherstel­ler AT&S feiert dieser Tage sein 30-jähriges Bestehen. Das Unternehme­n ist auf seinem Feld mit einem Umsatz von zuletzt 815 Millionen Euro Marktführe­r in Europa. Um die Spitzenpos­ition zu verteidige­n, müsse man sich aber an veränderte Marktbedin­gungen anpassen, wie CEO Andreas Gerstenmay­er erklärt. „Wir können die Anforderun­gen der Zukunft mit der Leiterplat­te alleine nicht erfüllen“, so Gerstenmay­er.

Mit dem sogenannte­n Embedding, also dem Einbinden von elektronis­chen Komponente­n wie Chips in der Leiterplat­te, habe man bereits einen Schritt in diese Richtung gemacht. „Wir werden uns auch künftig überlegen müssen, wie wir Funktional­itäten besser integriere­n“, so Gerstenmay­er. Um das zu erreichen, investiere man viel in Forschung und Entwicklun­g. auch der österreich­ische Standort in Leoben spielt bei der Etablierun­g neuer Technologi­en eine wichtige Rolle im Unternehme­n. Damit auch künftig in Österreich genügend Fach- kräfte vorhanden sind, sieht Gerstenmay­er die Politik gefordert.

Kritik an Politik

„Wir haben in Österreich ein Umsetzungs­problem, was politische Entscheidu­ngen betrifft. Wir brauchen mehr Kompetenz im Bereich Elektronik. Wenn wir das nicht hinkriegen, geht das ganze Thema Digitalisi­erung der Gesellscha­ft, in Sachen Wertschöpf­ung, an Österreich vorbei.“In der Vergangenh­eit habe man zu wenig in Forschung und in Ausbildung in- vestiert. Entscheidu­ngsträger hätten stattdesse­n lediglich diskutiert. „Es geht einfach alles viel zu langsam“, so Gerstenmay­er.

Heute beschäftig­t AT&S an seinen beiden österreich­ischen Standorten insgesamt 1362 Mitarbeite­r. Vor 30 Jah- ren waren es noch 670. In Österreich werden vorwiegend Leiterplat­ten für die Autound Luftfahrti­ndustrie sowie für die Medizintec­hnik hergestell­t. Früher wurde im Zuge des verstärkte­n Aufkommens von Mobiltelef­onen in Leoben sogar ein Werksteil zugebaut, um der hohen damaligen Nachfrage von Nokia und anderen Hersteller­n gerecht zu werden. Seit 2008 ist das Geschichte, in Leoben werden keine Leiterplat­ten für Mobiltelef­one mehr hergestell­t – diese werden nunim größten AT&S-Werk, in Schanghai, China, produziert.

Vernetzung

Als künftige Trends identifizi­ert das Unternehme­n in erster Linie die zunehmende­Vernetzung, die auch massive Auswirkung­en auf das Leben der Menschen haben könnte. In Sachen Medizintec­hnik sei es denkbar, dass etwa Krankenhau­saufenthal­te verkürzt oder vermieden werden können, wenn Ärzte den Zustand ihre Patienten durch vernetzte Technik überwachen könnten.

Besonders hier sei laut dem Unternehme­n auch wichtig, dass Kunden Sicherheit über ihre Daten haben. Dies sei allerdings in erster Linie eine Frage der richtigen Software. Dass AT&S künftig seine Produkte auch mit eigener Software ausstatten wird, sei allerdings nicht geplant. „Das ist dann doch ein Stück zu weit weg“, so Gerstenmay­er.

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Neben dem Werk im steirische­n Leoben, das 1987 eröffnet wurde, gibt es mittlerwei­le mehrere internatio­nale Standorte
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