Leiterplatte alleine genügt nicht mehr
Der europäische Marktführer mit Sitz in Leoben zieht 30 Jahre nach der Firmengründung Bilanz
Der österreichische Leiterplattenhersteller AT&S feiert dieser Tage sein 30-jähriges Bestehen. Das Unternehmen ist auf seinem Feld mit einem Umsatz von zuletzt 815 Millionen Euro Marktführer in Europa. Um die Spitzenposition zu verteidigen, müsse man sich aber an veränderte Marktbedingungen anpassen, wie CEO Andreas Gerstenmayer erklärt. „Wir können die Anforderungen der Zukunft mit der Leiterplatte alleine nicht erfüllen“, so Gerstenmayer.
Mit dem sogenannten Embedding, also dem Einbinden von elektronischen Komponenten wie Chips in der Leiterplatte, habe man bereits einen Schritt in diese Richtung gemacht. „Wir werden uns auch künftig überlegen müssen, wie wir Funktionalitäten besser integrieren“, so Gerstenmayer. Um das zu erreichen, investiere man viel in Forschung und Entwicklung. auch der österreichische Standort in Leoben spielt bei der Etablierung neuer Technologien eine wichtige Rolle im Unternehmen. Damit auch künftig in Österreich genügend Fach- kräfte vorhanden sind, sieht Gerstenmayer die Politik gefordert.
Kritik an Politik
„Wir haben in Österreich ein Umsetzungsproblem, was politische Entscheidungen betrifft. Wir brauchen mehr Kompetenz im Bereich Elektronik. Wenn wir das nicht hinkriegen, geht das ganze Thema Digitalisierung der Gesellschaft, in Sachen Wertschöpfung, an Österreich vorbei.“In der Vergangenheit habe man zu wenig in Forschung und in Ausbildung in- vestiert. Entscheidungsträger hätten stattdessen lediglich diskutiert. „Es geht einfach alles viel zu langsam“, so Gerstenmayer.
Heute beschäftigt AT&S an seinen beiden österreichischen Standorten insgesamt 1362 Mitarbeiter. Vor 30 Jah- ren waren es noch 670. In Österreich werden vorwiegend Leiterplatten für die Autound Luftfahrtindustrie sowie für die Medizintechnik hergestellt. Früher wurde im Zuge des verstärkten Aufkommens von Mobiltelefonen in Leoben sogar ein Werksteil zugebaut, um der hohen damaligen Nachfrage von Nokia und anderen Herstellern gerecht zu werden. Seit 2008 ist das Geschichte, in Leoben werden keine Leiterplatten für Mobiltelefone mehr hergestellt – diese werden nunim größten AT&S-Werk, in Schanghai, China, produziert.
Vernetzung
Als künftige Trends identifiziert das Unternehmen in erster Linie die zunehmendeVernetzung, die auch massive Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben könnte. In Sachen Medizintechnik sei es denkbar, dass etwa Krankenhausaufenthalte verkürzt oder vermieden werden können, wenn Ärzte den Zustand ihre Patienten durch vernetzte Technik überwachen könnten.
Besonders hier sei laut dem Unternehmen auch wichtig, dass Kunden Sicherheit über ihre Daten haben. Dies sei allerdings in erster Linie eine Frage der richtigen Software. Dass AT&S künftig seine Produkte auch mit eigener Software ausstatten wird, sei allerdings nicht geplant. „Das ist dann doch ein Stück zu weit weg“, so Gerstenmayer.