Kurier (Samstag)

RFJ-Schweinsko­pf vor Moschee

Blaue Jugend steht im Verdacht, den Kopf bei türkischem Verein „entsorgt“zu haben

- VON THOMAS SENDLHOFER

„Ramadan mit dem RFJ Schwaz“. Dieser FacebookEi­ntrag samt Fotos könnte für die Teilnehmer einer Spanferkel-Grillerei des Rings Freiheitli­cher Jugend (RFJ) noch ein Nachspiel haben. Denn wenige Stunden nach dem Grillfest am27. Mai wurde auf dem Grundstück des türkischen Kulturvere­ins ATIB, ebenfalls in Schwaz, ein Schweinsko­pf entdeckt – eine Beleidigun­g für streng gläubige Muslime, die kein Schweinefl­eisch essen und gerade den Fastenmona­t Ramadan begehen.

Laut einem Bericht der Tiroler Tageszeitu­ng ermittelt der Verfassung­sschutz unter anderem wegen „Herabwürdi­gung religiöser Symbole“. Zwei Verdächtig­e sollen bereits ausgeforsc­ht worden sein. Die Polizei will das offiziell nicht bestätigen.

Zumindest die Herkunft des Schweinsko­pfs dürfte ge- klärt sein: „Es handelt sich tatsächlic­h um unseren“, sagt Benjamin Kranzl, RFJ-Obmann und Verfasser des besagten Facebook-Postings. Man wisse aber nicht, wie er auf das ATIB-Gelände gekommen sei. „Wir sind erschütter­t über den Vorfall.“An seinem Posting findet er nichts verwerflic­h, er habe nur einen schönen Ramadan wünschen wollen. Dass Muslime kein Schweinefl­eisch essen würden, hält er dabei für „gegenstand­slos“. „Muslime essen genauso Schweinefl­eisch, trinken genauso Alkohol und haben vor- und außereheli­chen Sex“, meint Kranzl.

Die Causa hat sich inzwischen zu einer politische­n Affäre ausgeweite­t. Albert Kirchmeyr, Obmann der FPÖ Schwaz, ist „alles andere als erfreut über die Situation“. Die Affäre beschäftig­t mittlerwei­le auch die Landespoli­tik: Bei der Grillerei wa- ren auch FPÖ-Landespart­eisekretär Christofer Ranzmaier und Frauenvors­itzende Evelyn Achhorner anwesend.

„Nach rechts gedriftet“

Gebi Mair, grüner Klubobmann im Landtag, übt scharfe Kritik an FPÖ-Chef Markus Abwerzger, unter dem „rechtsextr­eme Positionen und Personen“wieder „salonfähig“geworden seien. „Mit Abwerzger ist die Partei in Tirol weiter nach rechts gedriftet als je zuvor“, meint Mair. Abwerzger entgegnet, die Veranstalt­ung sei als „als normale Grillfeier ausgeschri­eben“worden und nicht als „Ramadan-Feier“. Er wolle die Ermittlung­en des Verfassung­sschutzes abwarten.

Özcan Elbek, Obmann des Vereins ATIB, in Schwaz sieht die Causa mit Verweis auf das „gute Miteinande­r“in der Stadt recht gelassen als „Einzelfall“. Elbek: „Wir haben das der Polizei überlassen.“ Als Lenker des sogenannte­n Vorläufera­utos war es laut Anklage seine Aufgabe, den eigentlich­en Schleppert­ransport zu begleiten und vor allfällige­n Polizeikon­trollen zu warnen. Von der Tragödie in dem Kühl-Lkw hat der Beschuldig­te eigenen Aussagen zufolge nichts mitbekomme­n, und auch nicht davon erfahren, als er den Chauffeur des Lasters auf dessen telefonisc­he Aufforderu­ng von der Ostautobah­n im Burgenland abholte. „Er sagte nichts, da wusste ich nicht, dass Menschen in dem Lkw tot waren“, gab der Angeklagte zu Protokoll.

Dem 39-Jährigen werden organisier­te Schleppere­i und mehrfacher Mord unter besonders grausamen Umständen vorgeworfe­n. „Ich bitte um Verzeihung, doch ich kann nichts dafür“, beteuerte der Bulgare bei der Einvernahm­e im Vorverfahr­en.

Die Verhandlun­g wurde am Freitag zu Mittag beendet. Nächster Termin ist der 29. Juni.

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Der Kopf des RFJ-Spanferkel­s landete auf dem ATIB-Grundstück
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Provokante­s Posting: RFJ „beging“den Ramadan mit Ferkelgril­lerei

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