Kurier (Samstag)

Nervös beim ersten Mal

Björn Dixgård über das neue Album „Good Times“und die Neuausrich­tung der Band.

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Es was keine Scheidung im Guten, es gab schon heftige Streiterei­en.“Mando-DiaoSänger Björn Dixgård seufzt, wenn er an die Zeit denkt, als sein langjährig­er Partner Gustaf Norén 2015 die Band verließ.

Fast zwanzig Jahre waren die beiden gemeinsam die Frontmänne­r der schwedisch­en Rockband gewesen, sind mit dem Hit „Dance With Somebody“zu Weltruhm gekommen. Trotzdem bleiben die Gründe für Noréns Ausstieg auch für Dixgård undurchsic­htig.

„Er hat uns gesagt, dass er kein Teil dieser Industrie mehr sein und keine Kompromiss­e mehr machen will“, erklärt Dixgård im Interview mit dem KURIER: „Gustav will Musik lieber verschenke­n. Das geht aber für uns nicht. Wir haben alle Familien, die wir versorgen müssen. Ich habe keine Ahnung, wie er das machen will. Zwischendu­rch habe ich gehört, dass er Kindern Musikunter­richt gegeben hat. Aber momentan haben wir keinen Kontakt. Ich denke, es wird noch ein, zwei Jahre dauern, bis das wieder möglich ist.“

Gute Zeiten

Heute, Samstag, werden Mando Diao beim Donauinsel­fest auftreten (22.45 Uhr, FM4- Bühne) und zeigen, wie sie ohne Norén klingen. Mit im Gepäck haben sie das neue Album „Good Times“.

Ohne den zweiten Frontmann weiterzuma­chen, sagt Dixgård, sei keine schwere Entscheidu­ng gewesen: „Wir hatten noch 20 FestivalAu­ftritte gebucht, als Gustav ausstieg. Also hatten wir ein Meeting und nach zwei Stunden was klar, Mando Diao ist unsere Familie, das wollen wir auf keinen Fall aufgeben.“

Bei der ersten Show ohne Norén, das gibt Dixgård gern zu, war er sehr nervös. Aber nicht, weil er jetzt jeden Song alleine singen musste: „Auch wenn Gustav die Leadvocals hatte, habe ich immer über seine Stimme drübergesu­ngen. Ich war also gewohnt, 100 % der Zeit zu singen. Aber ich wusste nicht, wie die Leute das aufnehmen werden. Aber als ich nach der Hälfte der Show die Reaktionen sah, spürte, wie der Funke übersprang, war die Nervosität weg. Und danach war es keine Frage mehr, dass wir auch wieder ins Studio gehen.“

Das Resultat heißt „Good Times“und zeigt Mando Diao auch von einer einfühlsam­en Seite. Immer noch sind viele Tracks tanzbar und typisch für die Band, aber es gibt zwischendu­rch auch die reduzierte Klavierbal­lade „Break Us“, Themen wie die „narzisstis­che Einstellun­g von Leuten wie Marine Le Pen“, oder die Frage, ob man in „dunklen Zeiten wie diesen“Spaß haben darf.

Raumschiff

Für den Sound haben Mando Diao das Wort „Death Disco“geprägt: „Das bedeutet, dass wir einen Disco-Sound haben wollten, der aber in der Basis hart und verzerrt klingt, Ecken und Kanten hat und nie gefällig wird.“

Das ist gelungen, und Mando Diao liefern damit einen ganz andern Sound als mit dem Vorgänger „Aelita“, der mit und für einen uralten russischen Synthesize­r komponiert worden war. 2014 waren Mando Diao damit im Wiener Gasometer zu Gast. Die damalige Show, die wirkte wie das Ritual einer Sekte in einem futuristis­chen Raumschiff­abgehalten wurde, hat viele Fans befremdet.

„Das war von der Idee her gut, es steckten viele Metaphern drinnen“, sagt Dixgård: „Aber es hat in der Ausführung nicht funktio- niert und ist nicht beim Publikum angekommen. Ich bereue das aber nicht. Es hat Spaß gemacht. Man lernt nur aus solchen Fehlern.“

War diese neue Richtung mit ein Grund dafür, dass er sich mit Norén verkracht hat? War das der angesproch­ene Kompromiss?

„Nein, nein. Ich meine, Gustav war bei der Show schon der Hauptideen­geber. Aber wir haben uns dabei sicher nicht unwohl gefühlt. Und für ihn war das bestimmt auch kein Kompromiss. Seine Gründe auszusteig­en waren nicht musikalisc­her Natur, es lag tatsächlic­h mehr am Business – glaube ich zumindest. Aber eigentlich weiß ich es gar nicht. Ich habe diese Gründe bis heute nicht verstanden.“

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Björn Dixgård spielt heute, Samstag, mit Mando Diao beim Donauinsel­fest
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Dirigent Philippe Jordan: Triumph mit Beethoven

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