Kurier (Samstag)

Wahl-Roulette: Grünes G’riss um gute Plätze

Wahl-Liste. Am Sonntag wird um die Fixplätze im Parlament gerungen. Mögliches Spitzen-Duell: Pilz vs. Korun

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Beim Grünen Bundeskong­ress kommt es morgen zum Duell der Polit-Veteranen

Eigentlich will Peter Pilz jetzt gar nichts sagen, nicht vor dem Sonntag. Da ist nämlich Bundeskong­ress, und es schickt sich nicht, vorab in Interviews groß aufzuzeige­n – niemand weiß das besser als Pilz, Gründungsm­itglied und grüner Mandatar der ersten Stunde. Der seit 1986 im Parlament sitzende Steirer lässt sich dann doch einen Satz entlocken: „Wo ich kandidiere, wird wirklich gewählt.“

Wirklich wählen: Das trifft, wie noch später zu zeigen ist, auf Pilz im Besonderen, aber auch auf den Bundeskong­ress als Ganzes zu.

Denn tatsächlic­h werden bei den Grünen die Listenplät­ze nicht bestätigt, sondern vor Ort vergeben – mit all den mehr oder weniger angenehmen Überraschu­ngen.

Als etwa vor zwei Wochen die Wiener Landespart­ei ihre Mandatsrei­hung für die Nationalra­tswahl fixierte, musste sich der langjährig­e Kulturspre­cher Wolfgang Zinggl dem Gewerkscha­fter Markus Koza geschlagen geben und rutschte auf einen aussichtsl­osen Platz.

Zurück zum Bundeskong­ress: Hier stehen de facto nur zwei Bewerber außer Streit, und das sind die neue Parteichef­in Ingrid Felipe und Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek.

Beide müssen nicht um ein gutes Ergebnis zittern, insbesonde­re Lunacek wird intern hoch angerechne­t, dass sie sich nach dem Abgang Eva Glawischni­gs in den Dienst der Partei gestellt und ihr Herzenspro­jekt Brüssel gegen die Spitzenkan­didatur getauscht hat.

Damit hat es sich aber mit den vorhersehb­aren Entscheidu­ngen.

G’riss um die Plätze

Denn abgesehen von Lunacek auf Platz 1 gibt es um die restlichen Plätze der Bundeslist­e (beim letzten Mal kamen die ersten neun ins Parlament) ein „G’riss“. Nehmen wir zum Beispiel Platz 3: Um den bewirbt sich Christiane Brunner, bisher Umweltspre­cherin. Auch Integratio­nssprecher­in Alev Korun will den Platz – das Integratio­nsthema müsse auf der Bundeslist­e sichtbar sein, sagt sie zum KURIER. Der Verliereri­n der Stichwahl bliebe der nächste Platz. Hier wartet aber ein „Veteran“: Peter Pilz hat intern deponiert, dass für ihn „all-in“gilt: Entweder er ist auf 4, oder er geht in Pension. – Enttäuschu­ngen sind damit programmie­rt. Nebenbei stellt sich für die Öko-Partei die Frage der inhaltlich­en und personelle­n Ausrichtun­g: Umwelt, Soziales, Menschenre­chte und Kontrolle sind die Schlagwört­er, mit denen die Grünen laut neuer Führung werben. Die personelle Konstellat­ion, mit der das gelingen soll, ist im Vergleich zu den vergangene­n Jahren jedenfalls ungewöhnli­ch: Während in der Ära Glawischni­g die drei wichtigste­n bundespoli­tischen Funktionen – Spitzenkan­didatur, Bundesspre­cher und Klubobmann­schaft – an einer Person hingen, teilen sich jetzt drei Personen die Verantwort­ung. „Wir sind ein perfektes Team, es gibt keine Konkurrenz, sondern Arbeitstei­lung“, sagt Neo-Klubchef Albert Steinhause­r über die Arbeit mit Felipe und Lunacek.

Das dürfte derzeit auch so sein. Aus den Landespart­eien hört man nur Gutes, was wohl auch daran liegt, dass alle beteiligte­n wissen: Irritation­en, wie zuletzt um die Parteijuge­nd, kosten Sympathien – und zwar messbar.

Zugleich wissen die Ökos, dass personelle Aufstellun­g und Themen nur bis zum Wahltag halten. „Alles steht und fällt mit dem 15. Oktober“, sagt ein Landespart­eichef. „Wenn wir abschmiere­n, ist überhaupt nichts sicher.“Nicht einmal, dass Ulrike Lunacek Klubobfrau wird? „Nicht einmal das.“

 ??  ?? Aus der Not geborenes Trio: Nach dem überrasche­nden Abgang von Eva Glawischni­g wurden deren Funktionen auf Albert Steinhause­r (Klubchef), Ingrid Felipe (Parteichef­in) und Ulrike Lunacek (Spitzenkan­didatur) aufgeteilt
Aus der Not geborenes Trio: Nach dem überrasche­nden Abgang von Eva Glawischni­g wurden deren Funktionen auf Albert Steinhause­r (Klubchef), Ingrid Felipe (Parteichef­in) und Ulrike Lunacek (Spitzenkan­didatur) aufgeteilt
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Pilz gegen Korun: Auf der Bundeslist­e könnte es zum Duell der Parlamenta­rier kommen
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