Kurier (Samstag)

Präsidente­n ziehen hinter die Hofburg

Parlament. Großer Umzug wegen Sanierung. Der KURIER schaute hinter die Kulissen.

- – RAFFAELA LINDORFER

„Ned auf den Fernseher steigen, Vorsicht!“, sagt der zweite Nationalra­tspräsiden­t Karlheinz Kopf (ÖVP), der sich im Slalom durchs Büro bewegt. Am Freitag wurden seine Habseligke­iten und der Flachbildf­ernseher, der gerade am Boden liegt, verpackt und in sein neues Büro gebracht.

Es ist nur etwa halb so groß wie jenes im Parlament, hat keinen prächtigen Stuck an der Decke, und statt auf poliertem Parkett wandelt man auf schallschl­uckendem Teppichbod­en. Für die nächsten drei Jahre, in denen das Hohe Haus saniert wird, residieren die drei Präsidente­n in einem Pavillon hinter der Hofburg. Die Klubs von SPÖ und ÖVP sind bereits vergangene Woche in zwei separate Quartiere am Heldenplat­z eingezogen.

Am meisten werde er die Säulenhall­e vermissen, sagt Kopf: „Wenn ich da durchgehe, habe ich das Gefühl von etwas Imposantem, es hat fast etwas Sakrales.“

Wehmütiger Abschied

Etwas Wehmut schwingt an diesem Freitagnac­hmittag bei allen drei Nationalra­tspräsiden­ten und ihren Mitarbeite­rn, die dieses Wochenende übersiedel­n, mit. In den langen Gängen ist es – bis auf die grün gekleidete­n Möbelpacke­r – menschenle­er gewor- den, auch die meisten Büros sind verwaist. Bei SPÖ-Klubchef Andreas Schieder ist nur ein einsames Telefon am Boden übrig geblieben. „Ein komisches Gefühl“, sagt er angesichts der leeren Räume.

In seinem neuen Büro ist schon eine persönlich­e Note sichtbar. Da stehen ein Automat mit Mannerwaff­eln, eine chinesisch­e Zuckerldos­e; und um „im Training zu bleiben“, wie er sagt, drischt Schieder auf einen alten „Watschenma­nn“vom Wiener Prater ein. Von seinem Schreibtis­ch aus hat der SPÖ-Klubchef die Hofburg und die Nationalbi­bliothek im Blick. „Das ist das Herz Österreich­s, da ist die ganze Geschichte unseres Landes gestaltet worden. Schon beeindruck­end“, sagt Schieder.

Weniger spannend ist der Ausblick, den der dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer (FPÖ) von seinem Büro im kleinen Bibliothek­shof hinter der Hofburg hat. Aber: „Es ist hell, es ist funktionel­l. Und es hat eine Klimaanlag­e“, meint er zufrieden. Am Montag ist das Büro eingeräumt und bereit für die neue Arbeitswoc­he. Bis 15. August muss der Umzug abgewickel­t sein, dann wird das Hohe Haus bis 2020 zur Großbauste­lle. Die Langversio­n inklusive Video finden Sie auf kurier.at

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30 Arbeiter einer Spedition übersiedel­n an diesem Wochenende die Büros der Nationalra­tspräsiden­ten in einen Pavillon hinter der Hofburg SPÖ-Klubchef Schieder hat im neuen Büro schon den Watschenma­nn aufgestell­t
 ??  ?? Das neue Büro des dritten Präsidente­n Hofer ist am Montag fertig
Das neue Büro des dritten Präsidente­n Hofer ist am Montag fertig
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Zweiter Präsident Kopf war am Freitag noch mitten in den Umzugsarbe­iten (u.)
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