Guttenberg-Prüfer richtet über Studie zu Islam-Kindergärten
Manipulationsverdacht.
Hat sich Ednan Aslan an seinen Berufskodex als Wissenschaftler gehalten? Oder hat er zugelassen, dass Beamte aus demIntegrationsministerium Textpassagen seiner Studie über „islamische Kindergärten“frisiert haben? Diesen Fragen widmet sich eine unabhängige Kommission der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI). Wie der KURIER erfahren hat, wird der Jurist Stephan Rixen das Verfahren gegen den Islamforscher Aslan leiten.
Rixen lehrt an der Uni Bayreuth und hat vor sechs Jahren die Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg seziert. Sein Urteil konnte vernichtender kaum sein. Der ehemalige deutsche Verteidigungsminister plagiierte auf allen Ebenen, weite Teile wurden planmäßig abgeschrieben, „Fälschungen durchziehen die Arbeit“, sagte Rixen. Unter seinem Vorsitz benötigte die deutsche Kommission drei Monate.
Wie lange die Untersuchung im Fall Aslan dauern wird, ist nicht klar. Die OeAWI hält sich bedeckt. „Es wird wohl erwartet, dass unserer Kommission vor der Nationalratswahl im Oktober ein Ergebnis vorlegen wird. Das ist machbar“, erklärt Nicole Föger, Leiterin OeAWI-Geschäftsstelle. Aber zuerst müssten externe Gutachter, die die Kommission zusätzlich beauftragt, gefunden werden. „Die Suche wird nicht das Problem sein, sondern die Zusagen“, sagt Föger. Das mediale Scheinwerferlicht und die politische Komponente sei vielen Gutachtern nicht recht. „Die Mutigen werden übrig bleiben.“
Denn die Studie hat in den vergangenen zwei Jahren bekanntlich ordentlich Staub aufgewirbelt: Zuerst das Ergebnis der Vorstudie 2015, dass in „islamischen Kindergärten“in Wien Parallelgesellschaften herangezüchtet werden. Dann der Vorwurf, dass Mitarbeiter von VPChef Kurz Aussagen manipuliert haben, weil die Langfassung offenbar nicht mehr jene Schärfe besaß, die sich der Auftraggeber erhofft hat.
Weil der Uni Wien, an der Aslan lehrt, die Causa zu heikel war, wurde eine externe Prüfung durch die OeAWI beauftragt. „Einen solchen Fall hatten wir noch nie“, sagt Föger, kann der Causa aber etwas Positives abgewinnen: „Zu selten wird die Beziehung zwischen Forscher und Auftraggeber thematisiert. Nun ist es soweit.“