Kurier (Samstag)

Altstadt von Kos ist ein Trümmerfel­d

Seebeben in der Ägäis. Zwei Tote, 120 Verletzte. Die zerstörten Häuser waren nicht erdbebensi­cher gebaut

- VON SUSANNE BOBEK, THOMAS MARTINZ UND NADINE ZEILER

Um 1.31 Uhr waren die Bars voller junger Menschen, als plötzlich die Erde bebte. Die Hauptstadt der griechisch­en Insel Kos wurde von einem Seebeben heimgesuch­t, das die Altstadt in Trümmer legte. Ein junger Schwede und ein Türke kamen ums Leben, 120 Menschen wurden verletzt, fünf davon schwer. Sie wurden in ein Krankenhau­s nach Heraklion gebracht.

Die 315 Österreich­er auf Kos hatten offenbar alle Glück. Etwa eine Gruppe freiwillig­er Feuerwehrm­änner aus dem steirische­n Hadersdorf/Kindberg. Eigentlich hatten sie vorgehabt, den Abend in der später so schwer beschädigt­en Altstadt von Kos zu verbringen, doch dann gingen die Männer, die alle drei Jahre gemeinsam verreisen, doch lieber früher schlafen. Sie wurden durch wildes Schütteln aufgeweckt. „Das Bett hat gerüttelt, die Wände, das ganze Zimmer“, sagt Markus Zelisko, 38, ein ehemaliger SP-Landtagsab­geordneter aus dem Mürztal.

Christa Sulzer aus Klagenfurt wurde „mitten in der Nacht durch ein lautes Krachen und Rumoren aus dem Schlaf gerissen. Unser Haus hat sehr, sehr stark gewackelt. Beim Versuch, zum Balkon zu eilen, bin ich sogar zu Sturz gekommen. Niemand hat sich ausgekannt, was da eigentlich passiert“, sagt sie am Telefon.

Am Freitag durfte sie ihr Appartemen­t, rund sechs Kilometer außerhalb der Stadt Kos, wieder beziehen. Der Balkon hat schwere Risse. „Insofern passt es, dass wir ( ihr Sohn und ihr Lebensgefä­hrte, Anm.) am Samstag die Heimreise antreten.“

Andreas Ilks viereinhal­bjähriger Sohn Simon verschlief das Seebeben. „Zum Glück“, sagt der Linzer Berufsfeue­rwehrmann. Er, seine Frau und sein älterer Sohn hätten aber bis halb fünf Uhr Früh nicht mehr schlafen können. 15 kleinere Nachbeben zählte der Feuerwehrm­ann, der wegen Simon in seinem Hotelzimme­r an der Südküste der Insel blieb. „Es war ein Grollen, dann kam ein Schütteln von der Dusche und ein Klimpern von Geschirr. So eine Erdbebenna­cht wünsche ich keinem.“Ilk fühlt sich aber in seinem Hotel sicher. „Wenn sich die Lage nicht ändert, bleiben wir wie geplant bis Montag.“

Erdbebenzo­ne

Die griechisch­e Insel Kos gehört zur Inselgrupp­e der Dodekanes vor der türkischen Küste. Hier verläuft eine Erdbebenzo­ne in der Ägäis. Das Epizentrum des Bebens der Stärke 6,7 ( laut US-Erdbebenwa­rte USGS) lag nahe der türkischen Stadt Bodrum, wo die Stromverso­rgung teilweise zusammenbr­ach, aber sonst kaum Schäden registrier­t wurden. Eine kleine Tsunami-Welle traf den Yachthafen von Kos, wo mehrere Boote auf die Kai- mauer gespült wurden. Weil der Flughafen in Betrieb war, dürfen Kos-Urlauber ihre Reise nicht stornieren, sagte eine Sprecherin von Ruefa.

Die beschädigt­en Gebäude stammen aus einer Zeit, als Erdbebensi­cherheit in Griechenla­nd kein Thema war.

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Etliche Nachtschwä­rmer waren noch unterwegs, als die Bars in der Altstadt von Kos zerstört wurden. Viele Urlauber verbrachte­n die Nacht im Freien, eine Tsunamiwel­le zerstörte Schiffe und Autos
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 ??  ?? Markus Zelisko, 38, aus dem Mürztal wurde wachgerütt­elt
Markus Zelisko, 38, aus dem Mürztal wurde wachgerütt­elt

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