Digital Detox: Das Handy aus der Hand geben
Neue Erfahrungen sammeln. Wie junge Menschen lernen können, es mit sich selbst auszuhalten
Völliger Rückzug aus der digitalen Welt ist heute kaum möglich. Beim Trendwort „Digital Detox“– digitale Entschlackung – geht es auch gar nicht darum, dem Handy komplett zu entsagen. „Wir verlernen aktuell, die schönen, kleinen Dinge im Leben zu schätzen, weil wir durch diese Geräte permanent abgelenkt werden. Zusätzlich wird der Alltag fragmentiert“, erklärt Christian Montag, Psychologe an der Universität Ulm. Etwa, wenn wir bei einem Konzert verwackelte Handyvideos machen, statt die Bühnenshow zu genießen.
Speziell Jugendliche und junge Erwachsene können kaum mehr in den OfflineModus wechseln. Ulrike Stöckle hat sich ganz auf „Di- gital Detox“spezialisiert – nachdem sie selbst nicht mehr abschalten konnte. Heute berät sie mit ihrer Agentur Unternehmen, sowie Berufstätige und veranstaltet Seminare und DetoxCamps für Jugendliche und Studenten. Die Idee dazu kommt aus den USA, ironischerweise direkt aus dem ITMekka Silicon Valley. Der Bedarf ist da: „Es beginnt eine Gegenbewegung unter den jungen Menschen, die bemerken, dass sie das Smartphone zu intensiv nutzen.“
In den zweitägigen De- tox-Camps müssen die Teilnehmer ihre Handys abgeben, um sich besser auf sich und ihre Umgebung konzentrieren zu können. Sie finden in Klostern ebenso statt wie im Wald, in Seebädern oder in Abenteuer-Parks. „Es geht darum, sich zu spüren und es mit sich selbst auszuhalten. Das können viele nicht mehr. Im Camp entsteht dann auch wieder direkte Interaktion untereinander.“Vermittelt wird aber auch, dass man nichts versäumt, wenn man nicht ständig erreichbar ist.
Einen Tipp gibt sie ihren Teilnehmern mit, egal ob Camp oder Seminar: „Schaffen Sie sich wieder einen Wecker an. Das Handy dafür zu brauchen ist nur ein Alibi, es auch im Bett noch zu nutzen.“