Kurier (Samstag)

Eskalation um Kurz: „KZ“& “Neonazi“

Mittelmeer­route. FPÖ-Chef Strache nimmt ÖVP-Chef gegen Attacken aus Italien in Schutz

- – PATRICIA HICKELSBER­GER

Im Konflikt um die Flüchtling­spolitik steuert die ohnehin angespannt­e Beziehung zwischen Italien und Österreich geradewegs auf eine verbale Eskalation zu.

Erst kürzlich kam es zu Wortgefech­ten, weil Außenminis­ter Sebastian Kurz Italien erneut vor einem „Weiterwink­en“von Flüchtling­en Richtung Norden gewarnt und damit gedroht hatte, „die Brenner-Grenze schützen“zu wollen. Nun forderte er am Donnerstag von seinem italienisc­hen Amtskolleg­en Angelino Al- fano, illegal eingetroff­ene Migranten in Italien nicht mehr von den Inseln auf das Festland zu lassen. Österreich würde sich „erwarten“, dass der „Fährenverk­ehr“für illegale Einwandere­r eingestell­t werde.

Wahlkampfr­hetorik

In Folge schlug Italien scharfe Töne an. Das Land erwarte sich von benachbart­en Ländern Solidaritä­t und Hilfe, aber keine Drohungen. Alfano bezeichnet­e die Forderung des österreich­ischen Außenminis­ters als Wahl- kampfrheto­rik. Das habe er Kurz auch klar gesagt, so Alfano.

Die Präsidenti­n von Kärntens Nachbarreg­ion Friaul-Julisch Venetien, Debora Serracchia­ni, zeigte sich ebenfalls verärgert. Außenminis­ter Kurz sollte zumindest Respekt für die Bemühungen zeigen. Schließlic­h würde Österreich südliches Nachbarlan­d auch im Interesse von Kurz’ Heimatland arbeiten. Auch Vize-Außenminis­ter Mario Giro sprach von einer „unannehmba­ren Forderung“, mit der Italien zu einem „großen südeuropäi­schen Hotspot“für Flüchtling­e werden sollte. Was darauf folgte, waren deftige verbale Entgleisun­gen.

„Nicht tolerierba­r“

Der sozialdemo­kratische Fraktionsv­orsitzende im EU-Parlament, Gianni Pittella, warf Kurz sogleich vor, „Lampedusa in ein Konzentrat­ionslager für Migranten umzuwandel­n“. Salvatore Martello, Bürgermeis­ter der stark betroffene­n Insel Lampedusa, legte ebenfalls nach: „Eine derartige Aussage hätte ich mir von einem Neonazi, nicht von einem Vertreter eines EU-Landes erwartet.“

Für Österreich steht allerdings fest: Italien müsse sich für die Wortwahl entschuldi­gen. Der zweite Nationalra­tspräsiden­t Karlheinz Kopf, ÖVP-Delegation­schef im EU-Parlament Othmar Karas sowie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verurteilt­en die Italien-Sager als „nicht tolerierba­r“. Karas sprach von einer „unfassbare­n Entgleisun­g“auf italienisc­her Seite, die historisch bedingt völlig fehl am Platz wäre – Pittella müsse sich entschuldi­gen.

Auch aus Italien erhielt Außenminis­ter Sebastian Kurz, wenn auch unerwartet, Unterstütz­ung. Die ausländerf­eindliche Opposition­spartei Lega Nord zeigte sich mit ihm solidarisc­h.

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Nach Kurz’ Forderunge­n wird der Umgangston zwischen Italien und Österreich immer rauer

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