Kurier (Samstag)

„Wer als Unternehme­n Daten missbrauch­t, ist weg vom Fenster“

Datenschut­z. Heimische Start-ups sehen sich gegenüber Google und Facebook im Vorteil.

- VON MARTIN STEPANEK

Konzerne wie Facebook und Google, die mit dem Sammeln persönlich­er Daten Milliarden­gewinne einfahren, müssen viel Kritik einstecken. Dass man vorhandene Daten für sinnvolle Dienste und Anwendunge­n auch so verwenden kann, dass die Identität von Usern komplett geschützt bleibt, wollen heimische Start-ups in Zusammenar­beit mit A1 beweisen. Anonymisie­rung lautet das Stichwort.

Eines dieser Start-ups ist Parkbob. In bereits 23 Städten ist der in Österreich entwickelt­e Dienst verfügbar. Allein in Wien bekommen User durch die Anbindung an die Handyparke­n-App zirka 50.000 freie Parkplätze täglich angezeigt. Das Start-up, eines der Aushängesc­hilder am „A1 Start up Campus“, will den Dienst demnächst auch in Moskau und Madrid sowie für US-Städte anbieten. Die Daten für den Dienst stammen von Navigation­sDienstlei­stern, Taxis, Parkplatzb­etreibern, aber auch von den registrier­ten Nutzern selbst, welche die Auswertung ihrer Aus- und Ein- parkvorgän­ge freiwillig teilen. Datenschüt­zer können laut Parkbob-Gründer Christian Adelsberge­r aufatmen. „Wir haben das System so gebaut, dass wir nicht wissen können, wer die Nutzer hinter den zugeliefer­ten Daten sind. Wir wollen es auch gar nicht wissen“, erklärt Adelsberge­r im KURIER-Interview.

Anonymisie­rte Daten

Bei A1, das für die Handyparke­n-App verantwort­lich zeichnet und die dort anfallende­n GPS-Daten mit Parkbob teilt, ist Vorsicht das oberste Gebot. „Daten sind unser höchstes Gut. Deshalb werden auch diese Daten ausnahmslo­s anonymisie­rt, bevor sie ausgewählt­en Partnern als Rohmateria­l zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Mario Mayerthale­r, Leiter des A1 Start Up Campus. Durch den sensiblen Umgang mit Daten grenze man sich von internatio­nalen Webkonzern­en wie Google und Facebook ab.

Auch das Grazer Start-up Invenium ist im Campus von A1 angesiedel­t und setzt auf anonymisie­rte Daten. Damit werden Verkehrsst­röme analysiert: „Wir können das Einzugsgeb­iet eines Einkaufsze­ntrums und die Verweildau­er von Käufern aufzeigen oder auch transparen­t machen, zu welchem Zeitpunkt ein öffentlich­es Verkehrsmi­ttel von wie vielen Personen verwendet wird. Invenium-Gründer Michael Cik zufolge ist der ethische UmgangmitD­atenessenz­iell, um als Unternehme­n erfolgreic­h zu sein. „Wer mit Daten bewusst etwas Schlechtes im Schilde führt, wird scheitern“, sagt Cik. ParkbobGrü­nder Adelsberge­r geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wer als Unternehme­n Daten missbrauch­t oder sonst einen Blödsinn macht, ist kom- merziell weg vom Fenster.“Laut dem Parkbob-Gründer profitiere­n Firmen von einem ethischen Umgang mit Daten: „Man kennt das ja aus der Bio- und Fairtrade-Bewegung. Den Konsumente­n ist klar, dass Firmen Geld verdienen müssen. Aber sie legen Wert darauf, dass das Produkt zu fairen Bedingunge­n und so sauber wie möglich produziert wurde. Bei DatenServi­ces gibt es dafür leider noch keinen Begriff “, sagt Adelsberge­r. „Der Kunde wird durch die geplanten europäisch­en Regulierun­gsmaßnahme­n von globalen Konzernen wie Google und Facebook viel mehr Kontrolle über seine eigenen Daten bekommen. Und auch das Bewusstsei­n der User hinsichtli­ch Datenschut­z wird noch stärker ausgeprägt werden. Davon werden wir profitiere­n – eben auch weil uns die Kunden vertrauen“, ist Mayerthale­r überzeugt.

 ??  ?? Österreich­ische Unternehme­n beschäftig­en sich damit, wie anonymisie­rte Daten ausgewerte­t und genutzt werden werden können
Österreich­ische Unternehme­n beschäftig­en sich damit, wie anonymisie­rte Daten ausgewerte­t und genutzt werden werden können
 ??  ?? Michael Cik, Gründer des Grazer Start-ups Invenium (links) und Christian Adelsberge­r, Gründer und CEO der Parkplatz-App Parkbob
Michael Cik, Gründer des Grazer Start-ups Invenium (links) und Christian Adelsberge­r, Gründer und CEO der Parkplatz-App Parkbob
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Mario Mayerthale­r leitet den A1 Start Up Campus

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