„Wer als Unternehmen Daten missbraucht, ist weg vom Fenster“
Datenschutz. Heimische Start-ups sehen sich gegenüber Google und Facebook im Vorteil.
Konzerne wie Facebook und Google, die mit dem Sammeln persönlicher Daten Milliardengewinne einfahren, müssen viel Kritik einstecken. Dass man vorhandene Daten für sinnvolle Dienste und Anwendungen auch so verwenden kann, dass die Identität von Usern komplett geschützt bleibt, wollen heimische Start-ups in Zusammenarbeit mit A1 beweisen. Anonymisierung lautet das Stichwort.
Eines dieser Start-ups ist Parkbob. In bereits 23 Städten ist der in Österreich entwickelte Dienst verfügbar. Allein in Wien bekommen User durch die Anbindung an die Handyparken-App zirka 50.000 freie Parkplätze täglich angezeigt. Das Start-up, eines der Aushängeschilder am „A1 Start up Campus“, will den Dienst demnächst auch in Moskau und Madrid sowie für US-Städte anbieten. Die Daten für den Dienst stammen von NavigationsDienstleistern, Taxis, Parkplatzbetreibern, aber auch von den registrierten Nutzern selbst, welche die Auswertung ihrer Aus- und Ein- parkvorgänge freiwillig teilen. Datenschützer können laut Parkbob-Gründer Christian Adelsberger aufatmen. „Wir haben das System so gebaut, dass wir nicht wissen können, wer die Nutzer hinter den zugelieferten Daten sind. Wir wollen es auch gar nicht wissen“, erklärt Adelsberger im KURIER-Interview.
Anonymisierte Daten
Bei A1, das für die Handyparken-App verantwortlich zeichnet und die dort anfallenden GPS-Daten mit Parkbob teilt, ist Vorsicht das oberste Gebot. „Daten sind unser höchstes Gut. Deshalb werden auch diese Daten ausnahmslos anonymisiert, bevor sie ausgewählten Partnern als Rohmaterial zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Mario Mayerthaler, Leiter des A1 Start Up Campus. Durch den sensiblen Umgang mit Daten grenze man sich von internationalen Webkonzernen wie Google und Facebook ab.
Auch das Grazer Start-up Invenium ist im Campus von A1 angesiedelt und setzt auf anonymisierte Daten. Damit werden Verkehrsströme analysiert: „Wir können das Einzugsgebiet eines Einkaufszentrums und die Verweildauer von Käufern aufzeigen oder auch transparent machen, zu welchem Zeitpunkt ein öffentliches Verkehrsmittel von wie vielen Personen verwendet wird. Invenium-Gründer Michael Cik zufolge ist der ethische UmgangmitDatenessenziell, um als Unternehmen erfolgreich zu sein. „Wer mit Daten bewusst etwas Schlechtes im Schilde führt, wird scheitern“, sagt Cik. ParkbobGründer Adelsberger geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wer als Unternehmen Daten missbraucht oder sonst einen Blödsinn macht, ist kom- merziell weg vom Fenster.“Laut dem Parkbob-Gründer profitieren Firmen von einem ethischen Umgang mit Daten: „Man kennt das ja aus der Bio- und Fairtrade-Bewegung. Den Konsumenten ist klar, dass Firmen Geld verdienen müssen. Aber sie legen Wert darauf, dass das Produkt zu fairen Bedingungen und so sauber wie möglich produziert wurde. Bei DatenServices gibt es dafür leider noch keinen Begriff “, sagt Adelsberger. „Der Kunde wird durch die geplanten europäischen Regulierungsmaßnahmen von globalen Konzernen wie Google und Facebook viel mehr Kontrolle über seine eigenen Daten bekommen. Und auch das Bewusstsein der User hinsichtlich Datenschutz wird noch stärker ausgeprägt werden. Davon werden wir profitieren – eben auch weil uns die Kunden vertrauen“, ist Mayerthaler überzeugt.