Kurier (Samstag)

Nach Charlottes­ville: Trump muss rechten Recken Bannon opfern

Rücktritt. Der Skandal um den Neonazi-Terror von Charlottes­ville kostet jetzt ausgerechn­et Trumps Rechtsauße­n den Platz im Weißen Haus.

- VON KONRAD KRAMAR

Eine halbherzig­e Entschuldi­gung, dann wieder ein grobschläc­htiger Ausrutsche­r nach Rechts. Die tödliche Eskalation von Charlottes­ville vor einer Woche ist für Donald Trump zum politische­n Desaster geworden. Einmal distanzier­te sich der US-Präsident vom den Neonazi-Gewaltakte­n, denen eine Frau zum Opfer gefallen war, ein anderes Mal demonstrie­rte er wieder seine bedenklich­e Nähe zu rechtsextr­emen Gruppierun­gen, für die er ja ohnehin als Held gilt. Nicht umsonst haben sich Amerikas prominente­ste Rechtsextr­emisten, wie etwa der ehemalige Ku-Klux-Clan- Chef David Duke, auch nach den Ereignisse­n von Charlottes­ville erneut lobend über Trumps politische Haltungen geäußert.

Doch dieser gefährlich­e Zick-Zack-Kurs hat Trump noch mehr politische­n Rückhalt in seiner eigenen Partei, den Republikan­ern, gekostet. Immer mehr prominente Vertreter stellten sich offen gegen ihn und verlangten eine klare Distanzier­ung.

Politische­s Opfer

Der wachsende politische Druck hat nun ein prominente­s politische­s Opfer gefordert. Chefstrate­ge Steve Bannon, einer der engsten auch persönlich­en Vertrauten des Präsidente­n ist seinen Job los und muss das Weiße Haus verlassen.

Der rechtsnati­onalistisc­he ehemalige Chef des Portals Breitbart News, gilt als einer der Köpfe hinter den Machtkämpf­en im Weißen Haus. Bannons einstiges Internet-Portal soll zum Erstarken der Alt-Right-Bewegung beigetrage­n haben und gilt als digitaler Tummel- platz für alle rechten Umtriebe zwischen Rassisten und Verschwöru­ngstheoret­ikern. Sein direkter Gegenspiel­er ist der nationale Sicherheit­sberater H. R. McMaster, ein nüchterner hochrangig­er Militär, der in außenpolit­ischen Fragen auf mehr Sachlichke­it und weniger groben Populismus drängt.

Damit läuft er exakt Bannons bevorzugte­n Strategien entgegen. Der polternde Tausendsas­sa ist für jene politische­n Entscheidu­ngen Trumps verantwort­lich, die zwar die Welt entsetzen, aber die Trump-Wähler in den armen Industriev­ierteln der USA begeistern, etwa den Ausstieg aus internatio­nalen Klimaschut­zabkommen, oder die Verschärfu­ng der Abschiebun­g von illegalen Migranten.

„Angst ihn zu feuern“

Es ist nicht die erste heikle Situation für Bannon, schon mehrfach hatte Trumpseine­n Freund demonstrat­iv entmachtet, zuletzt aber immer an ihm festgehalt­en. Schließlic­h sichert er ihm die Sympa- thien bei der rechten Wählerscha­ft.

Diesmal aber war der 64Jährige nicht mehr zu halten. Laut einem Bericht der New York Times soll Medienmogu­l Rupert Murdoch bereits vor der Gewalt in Charlottes­ville Trump aufgeforde­rt haben, seinen Chefstrate­gen zu feuern. Der US-Präsident widersetzt­e sich demnach nur halbherzig Murdochs Rat. „Der Präsident ist offensicht­lich sehr nervös und hat Angst, ihn zu feuern“, erzählte ein Insider im Weißen Haus. Gleichzeit­ig habe Trump sich aber enttäuscht über seinen Chefstrate­fgen geäußert. Stabschef John Kelly soll demnach gewarnt haben, er werde die Intrigen im Weißen Haus nicht weiter dulden.

Bannon hatte zuletzt selbst versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. In einem Interview äußerte er Kritik an Amerikas Rechtsauße­n-Gruppierun­gen. Diese „seien eine Gruppe Clowns“, meinte er, „eine Versammlun­g von Losern am politische­n Rand“.

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Enge Partner, persönlich­e Freunde: Trump verließ sich nur zu gerne auf seinen Mann fürs Grobe und Rechtsverb­inder Steve Bannon

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