Kurier (Samstag)

SPÖ will 111 Millionen extra: Pensions-Hunderter reloaded Kern will Spenden-Obergrenze von 20.000 €

Wahlkampf-Kosten.

- – CHRISTIAN BÖHMER

2,2 Prozent plus. Einen Tag, nachdem Kanzler Christian Kern mit seinem Pensionszu­ckerl vorprescht­e, rechnete Sozialmini­ster Alois Stöger am Freitag vor, wie sich die SPÖ die Pensionser­höhung für 2018 nun genau vorstellt.

Für jene rund zwei Drittel aller ASVG-Pensionist­en, deren Rente unter 1500 Euro liegt, will die SPÖ jetzt eine Erhöhung um 2,2 Prozent. Zuvor war von zwei Prozent die Rede gewesen. Dadurch belaufen sich die Mehrkosten auf 111 Millionen Euro – freilich zusätzlich zu den 639 Millionen Euro, die die allgemeine gesetzlich­e Pensionsan­passung an die Inflation ohnehin schon verschling­t.

Für den Durchschni­ttspension­isten mit rund 1200 Euro im Monat würde der Bonus, der laut Stöger „noch vor der Wahl beschlosse­n werden soll“, ziemlich genau 100 Euro pro Jahr mehr ausmachen. Ein neuerliche­r Pensions-Hunderter soll also kommen – freilich dauerhaft und nicht nur als Einmalzahl­ung.

Zwischen 1500 Euro und 4960 Euro will die SPÖ lediglich die Inflation von 1,6 Prozent abgelten und über diesem Wert fordern die Roten überhaupt eine Nullrunde.

Hier spießt es sich mit der ÖVP. Zwar ist auch die Volksparte­i dafür, bei den sozial schwachen Senioren mehr zu machen, sagt VP-Pensionist­enchefin Ingrid Korosec. Was sie jedoch klar ablehnt, ist die Nullrunde für die besser gestellten Pensionist­en. Am Anfang stand ein Eingeständ­nis: Ja, vielleicht habe er die Angriffe, die da kommen würden, ein wenig unterschät­zt – aber immerhin sei es ja auch sein erster Wahlkampf als Kandidat.

Am Freitag erklärte sich SPÖ-Chef Christian Kern. Nach der Trennung von Berater Tal Silberstei­n wollte der Kanzler einiges klarstelle­n und zurechtrüc­ken, es galt einen Schlussstr­ich unter die unliebsame Causa zu ziehen.

Und um das zu schaffen, machte Kern gleich mehrere Ansagen in Richtung Wahlkampff­ührung und -finanzieru­ng: „Wir nehmen ab sofort keine Großspende­n an.“Großspende­n sind für die Sozialdemo­kraten alle Beiträge über 20.000 Euro.

Warum man das nun tut, erklärte der Parteichef so: „Ich bin in der Wirtschaft gut vernetzt, und bei manchen Unternehme­n ist es üblich, alle Parteien mit großzügige­n Spenden zu unterstütz­en.“Die SPÖ wolle derartige Gefälligke­iten, die „nicht aus Nächstenli­ebe“gemacht würden, fortan nicht mehr annehmen. „Ich bin gespannt, ob die anderen Parteien jetzt nachziehen.“

Gemeint war insbesonde­re die Volksparte­i, und namentlich KTM-Boss Stefan Pierer, der Sebastian Kurz’ Bewegung mit mehr als 400.000 Euro unterstütz­t. „Es gibt gewisse Interessen­slagen und man erwartet im Gegenzug Gefälligke­iten“, sagte Kern über die Motive solcher Groß-Spenden. Kern rückt Kurz in die Millionärs­Ecke, ganz klar.

Die Höhe der Zuwendunge­n, das ist das eine.

Die Art und Weise, wie man kampagnisi­ert, ist für Kern das andere. Und auch hier versucht sich der SPÖChef von allem, was allenfalls anrüchig sein könnte, zu distanzier­en: So darf sein Personenko­mitee bzw. der Verein, der es organisier­t, dezidiert keine Spenden für die SPÖ sammeln; und Kern kündigte zudem dem SPÖ-nahen Online-Portal „politiknew­s.at“die Unterstütz­ung – die Seite sei für ihn mehr Last als Hilfe. Kurz darauf war sie offline.

Was die Wahlkampf-Finanzieru­ng angeht, schlägt der Kanzler weit strengere Regeln vor: Wer die Grenze von sieben Millionen Euro nicht einhalte, solle als Strafe nicht 30 Prozent, sondern das Zehnfache der überschrit­tenen Summe bezahlen. Und damit genau das besser kontrollie­rt wird, solle nicht der Rechnungsh­of, sondern ein im Parlament angesiedel­ter, unabhängig­er Wirtschaft­sprüfer die Prüfungsbe­fugnisse bekommen.

Am Ende wird Christian Kern noch einmal gefragt, ob ihm Silberstei­ns Verhaftung sehr geschadet habe. Er denkt kurz nach, dann sagt er:„Die Geschichte hat unserer Kampagne jedenfalls keinen großen Sprung nach vorne verschafft.“Immerhin, seinen Humor hat er noch.

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