Kurier (Samstag)

Breitspurb­ahn: Wien will zur Endstation werden

Deloitte-Studie.

- – CHRISTINE KLAFL

Mit der Breitspurb­ahn von China über Russland, die Ukraine und die Slowakei bis nach Wien – hier wird auf Normalspur umgeladen und über Hochleistu­ngsstrecke­n in Europa verteilt. Von einem derartigen Güterverke­hr träumen österreich­ische Verkehrspo­litiker schon seit Jahren. Damit der Traum in Erfüllung gehen kann, müsste die Breitspurb­ahn von der derzeitige­n Endstation Kosice um 400 Kilometer in den Großraum Wien verlegt werden. Hier wiederum müsste ein riesiger Terminal samt Logistikze­ntrum gebaut werden. Für Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d ist das „ein sehr, sehr wesentlich­es Projekt“. Er sieht im Gütertrans­port per Bahn „eine sehr leistungsf­ähige Alternativ­e zu Containers­chiffen“, die noch dazu sicherer sei und viel Zeit spare.

Das Beratungsu­nternehmen Deloitte hat jetzt für den Verkehrsmi­nister untersucht, ob das Bahnprojek­t ökonomisch machbar ist. Studienaut­or Alexander Kainer kommt auf folgende Werte: Die Güterverke­hrsachse Kosice–Wien hat das Potenzial, Österreich in den kommenden Jahrzehnte­n für eine zusätzlich­e Wertschöpf­ung von 15,5 Milliarden Euro zu bringen und bis zu 127.000 Arbeitsplä­tze zu schaffen.

Der Zeitplan: Der Baustart für die Verlängeru­ng der Breitspurb­ahn um 400 Kilometer (davon 30 Kilometer in Österreich) ist für 2023 angepeilt, zehn Jahre später soll der Betrieb loslegen. Der Vollbetrie­b soll dann 2050 erreicht sein. Die Kosten aus jetziger Sicht: Von den Gesamtkost­en von 6,5 Milliarden Euro entfallen 850 Millionen Euro auf den neuen Gütertermi­nal und 85 Millionen auf die Bahnstreck­e in Österreich. Eine zusätzlich­e Milliarde wird für die Erweiterun­gen von Kapazitäte­n im heimischen Schienenne­tz nötig sein.

Eingleisig

„Die wirtschaft­lichste Lösung ist ein eingleisig­er Bau“, sagt Franz Bauer, Vorstand der ÖBB Infrastruk­tur. Bei Bau und Betrieb des riesigen Terminals bei Wien werden alle vier Partnerlän­der dabei sein – neben Österreich sind das Russland, die Ukraine und die Slowakei. Wichtig sei jetzt die Vorabstimm­ung mit möglichen Investoren, sagt Bauer. Die Finanzieru­ng steht noch genauso wenig fest wie die Trassenfüh­rung. 52,84

Newspapers in German

Newspapers from Austria