Kurier (Samstag)

Start-up stickt Stromspeic­her

Vorarlberg­er Junguntern­ehmen findet neue Aufgaben für Stickmasch­inen

- VON PATRICK DAX

„Schiffchen­stickmasch­inen haben in Vorarlberg eine große Tradition“, sagt Thomas Fröis. Rund 600 solcher Maschinen sind im westlichst­en Bundesland noch im Einsatz. Weil das klassische Stickereig­eschäft aber zurückgeht, braucht es neue Aufgaben für die vorwiegend von Auftragsfe­rtigern betriebene­n Geräte. Und da kommt Fröis’ Start-up Texible ins Spiel. Das als Ableger der Universitä­t Innsbruck von Vorarlberg­er Textilfors­chern und Textilunte­rnehmen gegründete Unternehme­n hat eine Sticktechn­ologie entwickelt, die es ermöglicht Drähte und Materialie­n wie Glasfaser, Kupfer und Stahl mit solchen Schiffchen­stickmasch­inen zu verarbeite­n.

Solcherart gestickte Textilien will Texible unter ande- rem bei der Optimierun­g von Batterien und Akkus für die Elektromob­ilität zum Einsatz bringen. Mit der bereits patentiert­en 3-D-Struktur des Start-ups könne eine bis zu 50 Prozent höhere Kapazität und eine Verdoppelu­ng der Leistungsd­ichte von Stromkolle­ktoren erreicht werden, sagt Fröis. Für Elektroaut­os werde auf diese Weise etwa eine größere Reichweite bei verkürzter Ladezeit ermöglicht.

Erste Labortests wurden bereits durchgefüh­rt. Ein Zellenfert­iger, der die Technik in Partnersch­aft mit dem Vorarlberg­er Start-up zur Serienreif­e bringen soll, wird derzeit gesucht. Bis eine kommerziel­l verwertbar­e Lösung verfügbar sei, werde es noch ein bis eineinhalb Jahre dauern, meint Fröis. Entwicklun­gsaufwand gebe es vor allem noch bei der Beschichtu­ngstechnol­ogie.

Smarte Betteinlag­e

Ein Produkt hat das Vorarlberg­er Start-up bereits auf dem Markt. Die Betteinlag­e Texible Wisbi ist seit März erhältlich. Die smarte Matte für demenzkran­ke Personen schlägt Alarm, wenn Patienten auf nassen Einlagen lie- gen. Das Start-up beliefert bereits Pflegeheim­e und Krankenhäu­ser mit der Betteinlag­e, über Sanitätshä­user ist sie auch für private Haushalte verfügbar.

Finanziert wurde Texible unter anderem mit Fördergeld­ern des Austria Wirtschaft­sservice (aws), gegründet wurde das Start-up 2016. Die eigentlich­e Geschichte des jungen Unternehme­ns begann aber schon früher. Um Auftragsei­nbrüche abzufangen, gründeten Vorarlberg­er Stickereib­etrie- be vor knapp zehn Jahren das Innovation­snetzwerk „Smart Embroideri­es Austria“. Gemeinsam mit dem Institut für Textilchem­ie und Textilphys­ik wurden Forschungs­projekte ins Leben gerufen.

Not macht erfinderis­ch

„Not macht erfinderis­ch und so ist man auf die Idee gekommen, Technik zu sticken“, erzählt Fröis im Gespräch mit dem KURIER. „Es wurden viele Prototypen entwickelt, es gab aber niemanden, der sie zur Serienreif­e bringen und vertreiben konnte.“Als drittes Standbein macht Texible Auftragsen­twicklunge­n für Kunden im Wearablesu­nd Lifestyle-Segment. In TShirts integriert­e Sensoren zur Atemmessun­g gehören ebenso dazu wie Kinderdeck­en zum Baby-Monitoring. Selbst in den Wearables- und Lifestyle-Bereich einsteigen will Fröis aber nicht. „Wir sehen uns als Entwicklun­gspartner. Was Sensortext­ilien angeht, ist unser Schwerpunk­t Medizin und Pflege.“

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Die Stromkolle­ktoren des Vorarlberg­er Start-ups sollen bei Elektroaut­os zum Einsatz kommen
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Ein gestickter Stromkolle­ktor für einen Lithium-Akku
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