Kurier (Samstag)

„Jetzt hat’s halt auch den Besten einmal erwischt“

Ski alpin.

- VON CHRISTOPH GEILER

Wenn Andreas Puelacher tatsächlic­h irgendwann einmal das Gefühl haben sollte, seine Rennläufer wären nicht richtig bei der Sache, dann muss er ihnen gar nicht großartig ins Gewissen reden. Er braucht ihnen eigentlich nur die kurze Videoseque­nz von Marcel Hirschers Missgeschi­ck auf dem Mölltaler Gletscher zeigen.

Die zehnsekünd­ige Aufnahme des Unfalls, bei dem sich der sechsfache Weltcupges­amtsieger den linken Knöchel gebrochen hat, wird als Lehrfilm Aufnahme ins ÖSVArchiv finden. „Was Marcel da passiert ist, sollte uns allen eine Lehre sein“, erklärt der Chefcoach der österrei- chischen Ski-Herren. „Ich sage meinen Läufern immer wieder: Bevor du nicht stehst, ist das Rennen nicht vorbei. An diesem Beispiel kann man sehen, dass in unserem Sport schon eine kleine Unkonzentr­iertheit große Folgen haben kann.“

Ski-Business as usual

Nachdem er den Unfallherg­ang analysiert hat, findet Puelacher, dass Hirscher mit dem Knöchelbru­ch sogar noch vergleichs­weise glimpflich davongekom­men ist. „Es hätte das Knie auch noch erwischen können. Das ist auch demMarcel bewusst. Insofern hält sich bei mir der Schock in Grenzen.“

Als Trainer, der seit Jahrzehnte­n im Skisport tätig ist, hat sich Puelacher mittlerwei­le schon damit abgefunden, dass sich in seinem Team immer irgendwer im Krankensta­nd befindet. „Man entwickelt da eine gewisse Routine“, meint der Tiroler, „jetzt hat’s halt auch einmal den Besten erwischt. Es kommt keiner ohne Verletzung durch die Karriere.“

Die nächsten sechs Wochen muss Marcel Hirscher Gips tragen und seinen Fuß schonen. Wenn man so will, hat sich der Skistar einen perfekten Zeitpunkt für seine Verletzung ausgesucht. „Normalerwe­ise sollte er höchstens ein, zwei Rennen verpassen“, glaubt Chefcoach Puelacher. Der Riesentorl­auf beim Weltcupauf­takt in Sölden (29. Oktober) und der Slalom in Levi (12. November) könnten für Hirscher möglicherw­eise zu früh kommen.

Vor allem für einen Rennläufer mit den Ansprüchen des Salzburger­s: In der Olympia-Saison wird der 28-Jährige kein unnötiges Risiko eingehen und früher als notwendig in den Weltcup einsteigen. „Das würde keinen Sinn machen“, sagt Andreas Puelacher, „wir reden hier von Marcel Hirscher. Dem geht’s ja nicht darum, dass er einfach nur dabei ist. Wenn er wieder da ist, dann geht’s bei ihm um Podestplät­ze.“

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Wo geht die Reise hin? Marcel Hirscher muss sechs Wochen Gips tragen und verliert viel Zeit

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