„Jetzt hat’s halt auch den Besten einmal erwischt“
Ski alpin.
Wenn Andreas Puelacher tatsächlich irgendwann einmal das Gefühl haben sollte, seine Rennläufer wären nicht richtig bei der Sache, dann muss er ihnen gar nicht großartig ins Gewissen reden. Er braucht ihnen eigentlich nur die kurze Videosequenz von Marcel Hirschers Missgeschick auf dem Mölltaler Gletscher zeigen.
Die zehnsekündige Aufnahme des Unfalls, bei dem sich der sechsfache Weltcupgesamtsieger den linken Knöchel gebrochen hat, wird als Lehrfilm Aufnahme ins ÖSVArchiv finden. „Was Marcel da passiert ist, sollte uns allen eine Lehre sein“, erklärt der Chefcoach der österrei- chischen Ski-Herren. „Ich sage meinen Läufern immer wieder: Bevor du nicht stehst, ist das Rennen nicht vorbei. An diesem Beispiel kann man sehen, dass in unserem Sport schon eine kleine Unkonzentriertheit große Folgen haben kann.“
Ski-Business as usual
Nachdem er den Unfallhergang analysiert hat, findet Puelacher, dass Hirscher mit dem Knöchelbruch sogar noch vergleichsweise glimpflich davongekommen ist. „Es hätte das Knie auch noch erwischen können. Das ist auch demMarcel bewusst. Insofern hält sich bei mir der Schock in Grenzen.“
Als Trainer, der seit Jahrzehnten im Skisport tätig ist, hat sich Puelacher mittlerweile schon damit abgefunden, dass sich in seinem Team immer irgendwer im Krankenstand befindet. „Man entwickelt da eine gewisse Routine“, meint der Tiroler, „jetzt hat’s halt auch einmal den Besten erwischt. Es kommt keiner ohne Verletzung durch die Karriere.“
Die nächsten sechs Wochen muss Marcel Hirscher Gips tragen und seinen Fuß schonen. Wenn man so will, hat sich der Skistar einen perfekten Zeitpunkt für seine Verletzung ausgesucht. „Normalerweise sollte er höchstens ein, zwei Rennen verpassen“, glaubt Chefcoach Puelacher. Der Riesentorlauf beim Weltcupauftakt in Sölden (29. Oktober) und der Slalom in Levi (12. November) könnten für Hirscher möglicherweise zu früh kommen.
Vor allem für einen Rennläufer mit den Ansprüchen des Salzburgers: In der Olympia-Saison wird der 28-Jährige kein unnötiges Risiko eingehen und früher als notwendig in den Weltcup einsteigen. „Das würde keinen Sinn machen“, sagt Andreas Puelacher, „wir reden hier von Marcel Hirscher. Dem geht’s ja nicht darum, dass er einfach nur dabei ist. Wenn er wieder da ist, dann geht’s bei ihm um Podestplätze.“