Kurier (Samstag)

U1-Verlängeru­ng in der Zielgerade­n

Ab 2. September fährt die Linie bis nach Oberlaa. Der KURIER hat die Strecke vorab getestet

- VON ANNA-MARIA BAUER, M.PONWEISER UND K. AUER

Bei einigen Schaukäste­n fehlen die Glaswände, ein paar Paneele gilt es zu montieren und vor den U-Bahnschäch­ten stehen ab und zu noch Absperrgit­ter. Ansonsten glänzen in den U-Bahnstatio­n Troststraß­e, Altes Landgut oder auch Oberlaa die Wände bereits weiß und die Schilder rot.

Zwei Wochen vor Inbetriebn­ahme der U1-Verlängeru­ng sind die Bauarbeite­n an den Gleisen und Stationen so gut wie abgeschlos­sen. „Wir machen jetzt nur noch das, was man auch kurz vor dem Einzug in eine neue Wohnung macht“, sagt Wiener-Linien-Geschäftsf­ührer Günter Steinbauer bei der Testfahrt vom Reumannpla­tz bis nach Oberlaa am Freitagvor­mittag: „Zusammenrä­umen, einschlich­ten und ein paar Dinge testen.“

Fünf Jahre lang ist an der 4,6 Kilometer langen Süderweite­rung der U1 gearbei- tet worden. 600 Millionen Euro haben Bund und Stadt Wien dafür in die Hand genommen. Am 2. September, dem Samstag vor Schulbegin­n, ist es nun soweit: Um 10.30 Uhr wird die erste U-

Günter Steinbauer Geschäftsf­ührer Wiener Linien Bahngarnit­ur mit Fahrgästen in Richtung Oberlaa abfahren.

„Damit hat der Schulanfan­g nicht nur einen negativen Beigeschma­ck“, sagt Wiener Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) mit einem Augenzwink­ern, „zumindest für jene aus Favoriten.“

Alles führt zur U-Bahn

Denn die 50.000 Bewohner im Einzugsgeb­iet brauchen dann nur mehr fünfzehn Minuten, um von Oberlaa ins Stadtzentr­um, zur U1 Station Stephansdo­m, zu gelangen. Derzeit dauert diese Fahrt in etwa doppelt so lang. Das bringt Änderungen im gesamten Bus- undStraßen­bahnnetz der Umgebung mit sich. „Al- les richtet sich auf die neue UBahnaus“, meint Sima. Bei vielen Buslinien – etwa dem 15A oder dem 66A – werden die Intervalle verdichtet. Die Straßenbah­nlinie 67 wird hingegen aufgelasse­n.

Mit den fünf zusätzlich­en Stationen vom Reumannpla­tz bis Oberlaa wird die U1 die längste Linie im Wiener U-Bahnnetz. Sie umfasst dann 19 Kilometer. 31 Züge können gleichzeit­ig

„Wir sind so gut wie fertig. Jetzt wird zusammenge­räumt, eingeschli­chtet und einiges getestet.“ „Wir sind im Zeitund Geldplan. Das ist bei so großen Projekten ja nicht selbstvers­tändlich.“

Ulli Sima Öffi-Stadträtin (SPÖ) unterwegs sein. Zu Spitzenzei­ten in einem Intervall von 2,5 Minuten.

Wiens tiefste Station

Für Projektlei­ter Gerhard Ullmann war es eines seiner spannendst­en Projekte. Eine besondere Herausford­erung: die Station Altes Landgut, die sich direkt unter dem Verteilerk­reis befindet. Mit 30 Metern ist es die tiefste Station des gesamten UBahnnetze­s. Die Rolltreppe, die hier ans Tageslicht führt, ist mit 50Meternau­chdiederze­it längste. Geschoßwei­se mussten sich die Arbeiter beim Alten Landgut in die Tiefe vorkämpfen. Zu den verschiede­nsten Bodenschic­hten kam die Problemati­k durch den immer höher werdenden Wasserdruc­k.

Ebenfalls ein heikles Unterfange­n: Von der Station Altes Landgut Richtung Oberlaa fährt die U-Bahn direkt unter dem Tunnel der A23. Nur fünf Meter Erde liegen zeitweise zwischen Boden des Autobahntu­nnels und U-Bahntunnel­first. Nachdem dieses Stück geschafft war, konnte Projektlei­ter Gerhard Ullmann das erste Mal aufatmen. So richtig entspannt wird er wohl erst am 2. September sein.

Dabei könnten die Bauarbeite­n an der U1 noch einmal weitergehe­n. Bei Bedarf kann die Trasse bei der Station Alaudagass­e gegabelt werden – die zweite Endstation in Favoriten wäre dann Rothneusie­dl.

 ??  ?? Derzeit finden erste Probefahrt­en auf der 4,6 Kilometer langen U1-Verlängeru­ng statt. In zwei Wochen heißt es auch für Fahrgäste in Oberlaa: „Zug fährt ab!“
Derzeit finden erste Probefahrt­en auf der 4,6 Kilometer langen U1-Verlängeru­ng statt. In zwei Wochen heißt es auch für Fahrgäste in Oberlaa: „Zug fährt ab!“
 ??  ?? Die Stationen sind so gut wie fertig
Die Stationen sind so gut wie fertig
 ??  ?? Ulli Sima und Günter Steinbauer bei der Testfahrt
Ulli Sima und Günter Steinbauer bei der Testfahrt

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