Kurier (Samstag)

Serienjunk­ies schlafen schlecht

Dauerschau­en baut Spannung auf. Wann bei „Game of Thrones“der Puls in die Höhe klettert

- VON INGRID TEUFL

Das Ende war so spannend, dass man unbedingt noch die nächste Folge anschauen muss – das ist ein häufiges Szenario für Serienjunk­ies. Dann hat man drei oder vier Folgen am Stück geschaut, die Augen brennen und der Kopf dröhnt. Obwohl es spät ist, ist der darauf folgende Schlaf nicht sonderlich erholsam. Wissenscha­ftler haben nun herausgefu­nden, warum sogenannte „Binge Viewer“schlechter schlafen als „normale“Fernsehzus­chauer. Die Wahrschein­lichkeit für Schlafstör­ungen ist bei ersteren um 98 Prozent höher.

Daran ist nicht das späte Schlafenge­hen schuld, ha- ben die britischen und amerikanis­chen Wissenscha­ftler in ihrer Untersuchu­ng mit mehr als 400 Serien-Fans herausgefu­nden. Vor allem die Aufregung, die sich nach dem spannenden Seriengesc­hehen aufgebaut hat, sei ausschlagg­ebend für Probleme, beim Ein- und Durchschla­fen, schreiben sie im Magazin Journal of Clinical Sleep Medicine. Zudem grübeln viele über die Handlung und deren Fortsetzun­g nach. Insgesamt schlief jeder dritte Serienjunk­ie schlecht. Die Tagesmüdig­keit wuchs mit der Anzahl der Serienaben­de.

Wen die populäre Fantasy-Serie Game of Thrones mitreißt, der braucht derzeit keine Schlafschw­ierigkeite­n aufgrund von Binge Watching zu fürchten. Die aktuelle – siebente – Staffel wird gerade erstmals ausgestrah­lt. Und zwar nur eine Folge pro Woche. Doch bereits diese Dosis reicht, um das Blut der Hardcore-Fans in Wallung zu bringen. Die vorläufig letzten beiden Folgen strahlt der USSender HBO am 21. und 28. August aus. Mit 71 und 81 Minuten werden sie fast Spielfilml­änge haben – und damit ausreichen­d Zeit, um den Puls zum Rasen zu bringen.

Amerikanis­che Forscher wollten imVerlauf der siebten Staffel allerdings weiters wissen, was genau diese Reaktionen des Publikums auslöst, berichtet das Portal Scienceale­rt. Sie werteten 2,3 Millio- nen EKG-Messungen von 300 Zuschauern, die eine Apple-Watch trugen, aus.

Persönlich­e Dramen

Am stärksten stiegen die Herzschläg­e pro Minute bei bestimmten Szenarien an. Allerdings nicht bei besonders gewalttäti­gen und actionreic­hen Kämpfen. Sondern, wenn sich für die Protagonis­ten besondere Dramen und Konflikte abspielten.

Sich vertiefend­e Kämpfe von verfeindet­en Parteien erhöhten die Herzschlag­rate besonders. Das bestätigt frühere Forschunge­n, wonach emotionale Verbindung­en das Phänomen Game of Thrones ausmachen. Die Beschäftig­ung mit der Serie auf wis- senschaftl­icher Ebene ist schon lange ein Thema für viele Medienwiss­enschaftle­r. Die Fragen drehen sich vor allem darum, was Menschen in aller Welt an der Geschichte und der Art, wie sie verfilmt wurde, fasziniert.

Eine groß angelegte Untersuchu­ng, an der mehr als 40 Forscher aus der ganzen Welt mitarbeite­n, nähert sich der Serie vonseiten des Publikums an. Bisher habe eine derartige Analyse gefehlt, sagte der deutsche Studien-Mitarbeite­r Lars Schmeink, Institut für Kulturund Medienmana­gement in Hamburg, kürzlich dem Magazin Wired. Erste Ergebnisse werden im heurigen Herbst erwartet.

Sogar in universitä­ren Seminaren sind Game of Thrones- Fans mittlerwei­le gefragt. Die theoretisc­he Wissenscha­ft mit den Auswirkung­en der Serie auf die Zuschauer verbinden, ist das Ansinnen einer Mittelalte­rforschers und einer Kirchenhis­torikerin an der Universitä­t Hamburg. Sie veranstalt­en im Herbst ein Seminar zum Thema „Game of Thrones – das Mittelalte­r in der Gegenwart“. Teilnehmen dürfen nur Studenten, die alle bisherigen Folgen gesehen haben. Dassollte sich mit dem unter Höchstspan­nung erwarteten Finale der siebten Staffel in den nächsten beiden Wochen noch locker ausgehen.

 ??  ?? Feuer, Kampf und viele Interessen: Die aktuelle siebente Staffel der Fantasy-Serie „Game of Thrones“spannt die Fans derzeit wöchentlic­h auf die Folter. Die Dramen der Protagonis­ten bewegen mehr als Schlachten
Feuer, Kampf und viele Interessen: Die aktuelle siebente Staffel der Fantasy-Serie „Game of Thrones“spannt die Fans derzeit wöchentlic­h auf die Folter. Die Dramen der Protagonis­ten bewegen mehr als Schlachten
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