Kurier (Samstag)

Der Tote muss noch etwas nachholen

Das Glück ist ein Vogerl. Gute Unterhaltu­ng mit Amalia, Josef, Egon und ihren unerfüllte­n Träumen

- P.PISA

Erster Gedanke nach „Das Glück ist ein Vogerl“: Ein paar Wochen früher hätte der Roman erscheinen sollen, nicht erst jetzt, Mitte August.

Diese Liebesgesc­hichte, die heiter bleibt, obwohl sie tödlich ist, hätte das Zeug dazu gehabt, zum meistgeles­enen Buch auf den Stränden zu werden; vor allem bei Frauen ... und Männern, die etwas „weicher“sind als Rocker von Hells Angels.

Gedanke Nr. 2: Das würde eine schön altmodisch­e amerikanis­che Filmkomödi­e ergeben. Könnte James Stewart den Egon spielen?

Egon liest in den Salzburger Nachrichte­n vom 85. Geburtstag der Amalia Hirsch in der Seniorenre­sidenz Amadé. Nach ihr hatte er sich 65 Jahre gesehnt! Er konnte Amalia nicht mehr ausfindig machen.

Als 18-Jähriger, nach dem Krieg, hatte er sich zu feig und zu arm für eine feste Beziehung gefühlt.

Kein Rockstar

Jetzt setzt sich der Wiener aufgeregt ins Auto, rast nach Salzburg – und fährt bei Rot in eine Kreuzung. Ein Lastwagen tötet ihn.

Um Amalia trotzdem noch sagen zu können, dass sie seine größte Liebe war, macht sich der Verstorben­e einem Lebenden sichtbar, Josef ist der Auserwählt­e.

Josef ist auch so einer, der sich seinen Lebenstrau­m nicht erfüllt hat: Gern wäre er Rockstar geworden. Er wurde Gitarreleh­rer.

Wir kürzen ab: Josef und der Geist gehen zu Amalia. Josef soll Sprachrohr des Toten sein. Aber Amalia ist mitt- lerweile ins Koma gefallen.

Und es geht munter weiter – wie weckt man Amalia? Und wie weckt Josef die Liebe zu seiner Ehefrau? Es gibt Lebensbera­tung für alle ... und schöne Strümpfe für die Komapatien­tin.

Klar kann man jetzt milde lächelnd über die Bemühungen um Originalit­ät sagen: Na wusch. (Oder so ähnlich.)

Aber „Das Glück ist ein Vogerl“der in Köln lebenden Salzburger­in Ingrid Kaltenegge­r ist sympathisc­he Unterhaltu­ng. Das muss man erst zusammenbr­ingen.

Und dass im Buch ein Lachen behutsam in die Hände genommen und geküsst wird – da muss man durch. –

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Ingrid Kaltenegge­r arbeitet als Schauspiel­erin in Köln
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