Bussi, Baby, und weine nicht um die Indie-Bands
Frequency. Elektronik, Rap und Politikschmähs bestimmten den letzten Tag des Festivals.
In eigenartigen Zeiten ist, so sagen zumindest einige Satiriker, die Satire der bessere Journalismus: Mit ihr könne man sich aktuellen politischen Phänomenen eher auf Augenhöhe nähern als mit Wählerumfragen und dem seriösjournalistischen Versuch, in all dem einen Sinn zu entdecken.
Das ist ein lustiges Diktum mit Wahrheit, und man könnte es erweitern: In eigenartigen Musikmarktzeiten sind Satiriker die besseren IndieStars. Auf der Lol-Stage ( ja, die hieß so, lol) wurden am Abschlusstag des Frequency Festivals die heimischen Politiker von der in Internetkrei- sen weltberühmten Satireplattform „Tagespresse“so ordentlich durch den Kakao gezogen, dass es fast so sehr staubte wie draußen am Gelände. Und wer wirklich immer noch Festivalgeher für dauerblaue Spaßbirnen hält, der wurde hier letztgültig eines Besseren belehrt: Mit herzhaft-informierten Lachern über das aktuelle gesellschaftspolitische Gesche- hen zeigten die Besucher nicht zuletzt auch den jenseits des Festivalzauns blühenden Extremismen, was von ihnen zu halten ist: Nichts, nämlich.
Die „Tagespresse“kam somit besser an als so mancher großer Indie-Star eines Festivals im Umbruch. Vieles, das als sichere Bank gelten musste, enttäuschte; Hip-Hop und Elektronik lebten.
So bretterte der DJ und Elektronikmusiker Flume am Abschlussabend die Hauptbühne voll, wühlte mit Sub-Bass in den Eingeweiden und unterhielt ein überraschend großes Publikum mit jener Art von neuen Sounds, die am Frequency zuletzt vermehrt zu hören waren. Ins selbe neue Horn stieß dann der letzte Act Wiz Khalifa, der den Untergrund schon weit hinter sich gelassen undzuletzt einige formatradiotaugliche Hip-HopHymnen geliefert hatte. Beim Frequency glänzte nicht zuletzt sein Drummer, der dem Sound Wucht verlieh.
Khalifa war entspannt.
Wanda waren da
Zuvor ging eine Band wieder mit großem Publikum auf Tuchfühlung, die vor zwei Jahren die Emotionen beherrschte: Wanda, die Lederjacken-Hälfte des heimischen Popwunders, sangen von ihrer Cousine und von Amore und von Bussis, Baby. Und das Publikum ging gut mit, obwohl das im Oktober erscheinende neue Album schon dringend gebraucht wird, um dieser Beziehung neuen Schwung zu geben.
Viel Schwung und großes Instrumentalvermögen brachten Mumford & Sons zeitgleich auf die Hauptbühne. Hier gab es Geige, Kontrabass und ein echtes Klavier, vielstimmigen, perfekten Harmoniegesang und Songs, die schon bald wie ein viel zu langes Lagerfeuerkonzert ineinander übergingen. Es wurde gemocht.