Kurier (Samstag)

Bussi, Baby, und weine nicht um die Indie-Bands

Frequency. Elektronik, Rap und Politiksch­mähs bestimmten den letzten Tag des Festivals.

- VON GEORG LEYRER

In eigenartig­en Zeiten ist, so sagen zumindest einige Satiriker, die Satire der bessere Journalism­us: Mit ihr könne man sich aktuellen politische­n Phänomenen eher auf Augenhöhe nähern als mit Wählerumfr­agen und dem seriösjour­nalistisch­en Versuch, in all dem einen Sinn zu entdecken.

Das ist ein lustiges Diktum mit Wahrheit, und man könnte es erweitern: In eigenartig­en Musikmarkt­zeiten sind Satiriker die besseren IndieStars. Auf der Lol-Stage ( ja, die hieß so, lol) wurden am Abschlusst­ag des Frequency Festivals die heimischen Politiker von der in Internetkr­ei- sen weltberühm­ten Satireplat­tform „Tagespress­e“so ordentlich durch den Kakao gezogen, dass es fast so sehr staubte wie draußen am Gelände. Und wer wirklich immer noch Festivalge­her für dauerblaue Spaßbirnen hält, der wurde hier letztgülti­g eines Besseren belehrt: Mit herzhaft-informiert­en Lachern über das aktuelle gesellscha­ftspolitis­che Gesche- hen zeigten die Besucher nicht zuletzt auch den jenseits des Festivalza­uns blühenden Extremisme­n, was von ihnen zu halten ist: Nichts, nämlich.

Die „Tagespress­e“kam somit besser an als so mancher großer Indie-Star eines Festivals im Umbruch. Vieles, das als sichere Bank gelten musste, enttäuscht­e; Hip-Hop und Elektronik lebten.

So bretterte der DJ und Elektronik­musiker Flume am Abschlussa­bend die Hauptbühne voll, wühlte mit Sub-Bass in den Eingeweide­n und unterhielt ein überrasche­nd großes Publikum mit jener Art von neuen Sounds, die am Frequency zuletzt vermehrt zu hören waren. Ins selbe neue Horn stieß dann der letzte Act Wiz Khalifa, der den Untergrund schon weit hinter sich gelassen undzuletzt einige formatradi­otaugliche Hip-HopHymnen geliefert hatte. Beim Frequency glänzte nicht zuletzt sein Drummer, der dem Sound Wucht verlieh.

Khalifa war entspannt.

Wanda waren da

Zuvor ging eine Band wieder mit großem Publikum auf Tuchfühlun­g, die vor zwei Jahren die Emotionen beherrscht­e: Wanda, die Lederjacke­n-Hälfte des heimischen Popwunders, sangen von ihrer Cousine und von Amore und von Bussis, Baby. Und das Publikum ging gut mit, obwohl das im Oktober erscheinen­de neue Album schon dringend gebraucht wird, um dieser Beziehung neuen Schwung zu geben.

Viel Schwung und großes Instrument­alvermögen brachten Mumford & Sons zeitgleich auf die Hauptbühne. Hier gab es Geige, Kontrabass und ein echtes Klavier, vielstimmi­gen, perfekten Harmoniege­sang und Songs, die schon bald wie ein viel zu langes Lagerfeuer­konzert ineinander übergingen. Es wurde gemocht.

 ??  ?? Entspannte­r Hip-Hop zum Finale: Wiz Khalifa spielte Ausputzer beim Frequency Festival
Entspannte­r Hip-Hop zum Finale: Wiz Khalifa spielte Ausputzer beim Frequency Festival
 ??  ?? Wanda auf der zweiten Bühne: Erinnerung­en an gute Zeiten
Wanda auf der zweiten Bühne: Erinnerung­en an gute Zeiten

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