Sozialversicherungen: Hauptverband fühlt sich bestätigt, Kurz kritisiert Stöger
Gesundheitssystem. Auf 1400 Seiten hat die renommierte „London School of Economics“eine nicht unkritische Analyse des österreichischen Gesundheitswesens vorgenommen – der Sukkus: Die Kassenstruktur sei nicht gerade effizient, die Leistungen gehörten harmonisiert und Selbstbehalte abgeschafft.
Die Zuständigen – der Hauptverband der Sozialversicherungsträger – reagieren positiv auf die Analyse: „Wir fühlen uns in unserem Kurs bestätigt“, erklärt Hauptverbands-Chef Alexander Biach.
Er wolle weiterhin die Leistungsunterschiede zwischen Kassen und Ländern abbauen, Spitalskosten redu- zieren und die Kassen zu einer besseren Zusammenarbeit bewegen. Für die in der Studie nahegelegte Fusion der 21 Kassen sprach er sich nicht aus. Skeptisch sieht der Hauptverband auch eine Abschaffung der Selbstbehalte.
Eines sei allerdings klar: Eine Harmonisierung der Leistungen „wird aufgrund der vielen Vertragspartner nicht ganz einfach“, spielt Biachs Stellvertreter Bernhard Achitz auf die Machtverhältnisse zwischen Ärzten, Ländern und Kassen an. Zudem werde es „viel Geld kosten“, für gleiche Beiträge in allen Kassen die gleichen Leistungen auszuzahlen. Der Hauptverband sei allerdings ge- willt, mit einer besseren Koordination der Träger Geld für Leistungsharmonisierungen hereinzuholen.
Weniger Begeisterung legt ÖVP-Chef Sebastian Kurz an den Tag: Dass Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) nun keine Zusammenlegung der Kassen anstrebe, sei „die denkbar unlogischste Variante“. Kurz weiter: „Die Variante, alle machen das gleiche, und trotzdem haben wir gleich viele Kassen, scheint mir nicht schlüssig“. Wie sich Kurz die von ihm geforderte Kassenfusion genau vorstellt, werde man laut ÖVP allerdings erst dem für September geplanten Wahlprogramm entnehmen können.