Allzu menschliche Roboter wirken auf ihre Nutzer verstörend
Experten diskutieren über die Auswirkungen von Robotern auf die Gesellschaft.
„Die Roboter kommen nicht, sie sind schon da“, sagt Oliver Nachtwey, Soziologe an der Universität Basel, am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Die Roboter kommen. Fürchtet euch (nicht)!“bei den Technologiegesprächen beim Europäischen Forum Alpbach. Bei großen deutschen Autoherstellern seien in den Produktionsstätten bereits Automatisierungsgrade von 80 Prozent erreicht: „Trotzdem steigt der Personalstand. Die Automatisierung ist ein offener Prozess und gestaltbar.“In Zukunft werden Roboter auch in anderen Industriezweigen und wohl auch außerhalb der Produktionshallen eine immer größere Rolle spielen. Diese Entwicklung wird kontrovers diskutiert.
Wahrnehmung
„Die öffentliche Wahrnehmung von Robotern oszilliert zwischen Bewunderung und der Angst, dominiert zu werden“, erklärt Martina Mara vom Ars Electronica Futurelab in Linz. Der negativen Wahrnehmung könnte etwa entgegengewirkt werden, indem Roboter nur für Tätigkei- ten eingesetzt würden, die nicht in der menschlichen Kernkompetenz liegen. „Menschen haben auch ein Problem, wenn Roboter zu menschlich wirken. Sie sollten vielleicht besser als ein- deutige Maschinen konstruiert werden“, sagt Mara.
Roboterrat
Wo und wie Roboter eingesetzt werden, sollte laut den Experten breit diskutiert wer- den. „Es ist sinnvoll, Experten heranzuziehen. Hier geht es nicht nur um technische Fragen, sondern auch um ethische und rechtliche“, sagt Infrastrukturminister Jörg Leichtfried.
Ein Schritt in diese Richtung soll der österreichische Roboterrat sein. Dieser besteht aus acht internationalen Experten aus verschiedenen Fachbereichen, unter anderem Informatik und Ethik. Den Vorsitz hat TU-Professorin Sabine Köszegi.
Pflege-Roboter
Ein Bereich, für den ein vermehrter Einsatz von Robotern diskutiert wird, ist die Pflege. „Es ist empirisch bewiesen, dass einige Rollstuhlfahrer mit Tetraplegie sich lieber von Robotern füttern lassen. Ältere Menschen kann der Umgang mit Kuschelrobotern entspannen. Liebevolle Pflege kann ein Roboter aber nicht ersetzen“, sagt Köszegi. Trotzdem könnten Roboter als Unterstützung im Pflegedienst eingesetzt werden. „Wenn Roboter einige Aufgaben übernehmen, bliebe menschlichen Pflegern vielleicht mehr Zeit für persönliche Beziehungen zu den Betreuten“, sagt Nachtwey.
Falls Roboter vermehrt menschliche Arbeitskräfte verdrängen sollten, müsste die Politik auf dem Arbeitsmarkt neue Wege gehen. „Ich glaube, hier wäre eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte zentral. Wenn die Kernbelegschaften zurückgefahren werden und immer mehr Menschen dann praktisch selbstständig arbeiten, muss die Politik reagieren“, sagt Nachtwey. Minister Leichtfried glaubt nicht, dass die Verbreitung von Robotern Anlass zur Panik geben sollte: „Die Art, wie Menschen Tätigkeiten ausführen, hat sich immer wieder geändert. Jetzt erleben wir einen weiteren Schritt. Gegensteuern sollten wir aber trotzdem. Wir müssen die Menschen auf Veränderungen vorbereiten.“