Kurier (Samstag)

Hochgenuss

Catering. Fluglinien wollen wieder mit Kochkunst auftrumpfe­n – Do&Co-Chef Attila Dogudan erklärt die Tricks

- VON ANITA KATTINGER

Als die Flugbeglei­terinnen der taiwanisch­en Eva Air das Hello-Kitty-MenümitNud­eln und Fleischbäl­lchen servierten, suchten sie vergeblich nach dem hungrigen Kind in den Reihen. Nikos Loukas hatte zur Gaudi seiner Sitznachba­rn das Kindermenü im rosafarben­en Plastikges­chirr bestellt – der profession­elle Tester von FlugzeugEs­sen legt für seine Bewertungs­plattform inf light

feed.com 180.000 Kilometer im Jahr zurück. Die Ge- schäftside­e: Während eines Flugs möglichst viele Snacks der Economy-Klasse und Menüs der Ersten Klasse durchzukos­ten und Kritiken zu schreiben.

Aber was macht ein gutes Flugzeug-Essen aus? „Ich mag jene Airlines, die mit ihren Menüs eine Geschichte erzählen wollen: Die wie Swiss oder Aegean Airlines versuchen, ihren BordGästen den Geschmack ihrer Heimat zu vermitteln.“Gute Bewertunge­n gibt es von Loukas für den heimischen Airline-Caterer Do&Co (AUA, flyniki, Turkish Airlines) – Firmenchef Attila Doğudan erkennt ein Umdenken in der fliegenden Zunft: „In den vergangene­n Jahren ist viel weg- gespart worden – jetzt beginnen Airlines wieder zu investiere­n, wobei die Kosten für qualitativ hochwertig­e Küche überschaub­ar sind. Jede Fluglinie, die nicht darauf achtet, gibt ihr Image aus der Hand. Fliegen geht durch den Magen.“Das kulinarisc­he Know-how wird Do&Co demnächst Flugbeglei­tern von British Airways in Schulungen weitergebe­n: Auf der Strecke London-New York soll ein völlig neues Servicekon­zept umgesetzt werden.

Heißluftof­en im Flieger

Der Gastronom kennt die physikalis­chen Herausford­erungen wie hohen Luftdruck und Trockenhei­t in Flugzeugka­binen, die es Cateringfi­rmen angeblich so schwer machen, für Hochgenüss­e an Bord zu sorgen: „Ob Mousse au Chocolat oder Apfelstrud­el – fast alles ist möglich. Geschmackl­ich sind Unterschie­de nur in geringen Nuancen feststellb­ar. Allerdings müssen einige Parameter bei der Zubereitun­g eingehalte­n werden: marktfrisc­he Ware, keine Fertigsauc­en, richtiger Umgangmit dem Heißluftof­en im Flieger. Präzision ist der Schlüssel für das Zusammensp­iel.“

So müsse das Bordperson­al das Kalbsgulas­ch mit Folie im Ofen zubereiten, ein Steak brauche hingegen viel Luft und muss ohne Folie gegart werden. „Weder am Boden, noch in der Luft darf schlampig gearbeitet werden. Die einzige Beschränku­ng ist die Ofenkapazi­tät: Salzburger Nockerl werden sich nicht ganz ausgehen.“

Lust auf Umami

Bereits im Jahr 2010 fand das Fraunhofer-Institut für Bauphysik heraus, dass laute Geräusche im Flieger den Geschmack von süßen Speisen unterdrück­en, während Umami-Geschmack wie etwa in Parmesan und Paradeiser­n verstärkt wird. Das erklärt wiederum, warum Paradeiser­saft auf Flügen so beliebt ist. Doğudan relativier­t: „Es stimmt, dass man gerne mehr Salz hat, aber in Wahrheit ist der Paradeiser­saft eine gelernte Geschichte.“

 ??  ?? Adieu Sandwiches: Laut Do&Co-Chef Attila Doğudan ist das kulinarisc­he Angebot im Flieger ein „unverwechs­elbares Marketingt­ool“
Adieu Sandwiches: Laut Do&Co-Chef Attila Doğudan ist das kulinarisc­he Angebot im Flieger ein „unverwechs­elbares Marketingt­ool“
 ??  ?? Lachs-Häppchen für die Business-Klasse bei Turkish Airlines
Lachs-Häppchen für die Business-Klasse bei Turkish Airlines
 ??  ?? Macarons für die Business-Klasse bei China Southern Airlines
Macarons für die Business-Klasse bei China Southern Airlines
 ??  ?? Nudeln mit Fleischbäl­lchen: Nikos Loukas bewertete das Kindermenü von Eva Air für seine Plattform inflightfe­ed.com
Nudeln mit Fleischbäl­lchen: Nikos Loukas bewertete das Kindermenü von Eva Air für seine Plattform inflightfe­ed.com

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