Kurier (Samstag)

Vier Klagen und viel Kritik an Sobotkas Überwachun­gsplan

- – A. HOLLEIS, S. ZETTINIG

Zivilgesel­lschaft. Den Vertreter der Datenschut­z-NGO Epicenter Works ist der Kragen längst geplatzt. Sie wollen gemeinsam mit der Anwältin Elisabeth Rech Innenminis­ter Wolfgang Sobotka klagen. Anlass war seine Aussage, Kritik am Sicherheit­spaket sei „ein Anschlag auf die Sicherheit der Österreich­er“. Geklagt wird wegen „übler Nachrede“.

Und dann legen die Datenschüt­zer erst so richtig los: Christof Tschohl, Obmann von Epicenter Works, kritisiert das Vorhaben der anlasslose­n Überwachun­g „auf Verdacht“. Er bemängelte dabei „massive Rechtsschu­tzlücken“. Auch der Grüne Klubchef Albert Steinhause­r warnt davor, dass eine Speicherun­g von Bürgerdate­n ohne konkreten Verdacht verfassung­swidrig sei.

Problemati­sch wird vor allem der „Bundestroj­aner“gesehen, eine Software, die ohne Wissen der Benutzer auf Handy oder Computer eingeschle­ust werden kann, um die Daten auszuspähe­n. Steinhause­r kritisiert, dass der Staat sich dafür Sicherheit­slücken im IT-System zunutze machen wolle, obwohl es eigentlich seine Aufgabe wäre, diese zu schließen. Oft würden Kriminelle Mobiltelef­one wechseln, weswegen der Nutzen des Trojaners ohnehin fraglich sei.

Ewald Scheucher, Rechtsanwa­lt der Datenschüt­zer von Epicenter Works, riet dem Innenminis­ter schließlic­h noch, sich daran zu erinnern, dass er ein bezahlter Angestellt­er der Österreich­er sei – und nicht „in einer Gott-ähnlichen Stellung“.

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