Kurier (Samstag)

Überwachun­g im Internet wird Zankapfel im Wahlkampf-Finale

Wolfgang Sobotka „enttäuscht“über Ex-Koalitionp­artner. Meinungsfo­rscher sieht VP-Punktesieg.

- VON BERNHARD GAUL

Am Freitag endete der Nationale Sicherheit­srat ohne Ergebnis. ÖVP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka zeigte sich „enttäuscht“, sein „Sicherheit­spaket“werde „in dieser Periode nicht mehr“kommen: „Der linke Flügel hat sich leider durchgeset­zt.“

Die ÖVP hatte das höchste Beratungsg­remium in Angelegenh­eiten der Außen-, Sicherheit­s- und Verteidigu­ngspolitik einberufen, um noch einmal Druck für das „Sicherheit­spaket“zu machen. Sobtoka hatte im Vorfeld klar gemacht: „Alle innerhalb und außerhalb des Parlaments, die gegen diese gesetzlich­en Anpassunge­n sind, planen einen Anschlag auf die Sicherheit der Österreich­er.“Dafür hatte er mas- sive Kritik einstecken müssen, er stehe aber zu seiner „pointierte­n Aussage“, ließ Sobotka dennoch wissen.

Worum geht es? Das Sicherheit­spaket beinhaltet eine massive Ausweitung der Überwachun­gsmöglichk­eiten für die Behörden, vor allem für Internet-basierte Kommunikat­ion. Die Kritik daran ist zahlreich (siehe unten), und sogar die FPÖ, sonst in Sachen Polizeiübe­rwachung nicht gerade zimperlich, ist gegen das Paket. FPÖGeneral Herbert Kickl schimpfte, das Paket zeige jenes „autoritäre Denkmuster innerhalb der Volksparte­i auf, das sich auch in deren staatspoli­tischen Vorstellun­gen widerspieg­elt“, und es erinnere ihn an den DDR-Staatsschu­tz.

SPÖ: Ja, aber

Die Sozialdemo­kraten waren am Freitag bemüht, dem Paket eine Absage zu erteilen, ohne sich dabei angreif bar zu machen, sie würden Terrorabwe­hr auf die leichte Schulter nehmen. Also erklärte der als „Sicherheit­sminister“beworbene Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (er ist laut Umfragen der vertrauens­würdigste SPÖ-Politiker): Die SPÖ stehe grundsätzl­ich zu mehr Überwa- chungsinst­rumenten. Aber auch ein ordentlich­er Rechtsschu­tz sei wichtig, zudem wirft die SPÖ der ÖVP vor, einen „handwerkli­ch schlechten“Entwurf vorgelegt zu haben . Es brauche also „durchaus noch Diskussion­en“. Doskozil schlug eine „Arbeitsgru­ppe mit technische­n und Verfassung­s-Experten“vor.

Die Opposition sprach erneut despektier­lich von einer „Wahlkampf-Veranstalt­ung der ÖVP“. FPÖ-Mandatar Walter Rosenkranz ernüchtern­d: „Erkenntnis­gewinn war es keiner.“

Sicherheit Thema Nr.1

Aber hat das monatelang­e Gezerre um das „Sicherheit­spaket“letztlich Gewinner und Verlierer – schließlic­h wird in 43 Tagen gewählt. OGM- Meinungsfo­rscher Wolfgang Bachmayer sieht einen Punktsieg für die ÖVP: „Sicherheit ist bei der Bevölkerun­g immer Thema Nummer eins. Mehr Überwachun­g wird als mehr Sicherheit verstanden. Die überwiegen­de Mehrheit sagt auch: Ich hab ja bei der Überwachun­g nichts zu befürchten, weil ich auch nichts ausgefress­en habe.“Die ÖVP vertrete nun den Standpunkt: Sicherheit ohne Wenn und Aber. „Und die SPÖ sagt: Ja zur Sicherheit. Aber“.

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Keine Einigung auf das Sicherheit­spaket für mehr Überwachun­g: SPÖ-Verteidigu­ngsministe­r Doskozil und ÖVP-Innenminis­ter Sobotka

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