Kurier (Samstag)

Ex-Grüner buhlt als Retter der Heimat um Gunst blauer Wähler

Selbstvert­eidigung.

- VON IDA METZGER

Schon Alexander Van der Bellen tat es. Nun macht es auch sein Freund Peter Pilz. Er legt ein Bekenntnis zur Heimat ab. Mehr noch: Sein gestern präsentier­tes Buch Heimat Österreich ( Ueberreute­r Verlag, 16 Euro) ist ein Aufruf zur Selbstvert­eidigung. „Österreich wird als ein Ort der Sicherheit empfunden, doch er ist gefährdet“,warnt der Spitzenkan­didat. Vor allem FPÖ-Chef Heinz Christian Strache und den türkischen Premier Recep Tayyip Erdoğan identifizi­ert er als Gefährder, die laut Pilz „Europa zerschlage­n“wollen.

Die Basis der europäisch­en Freiheit sei der Sozialstaa­t. Pilz: „Nur wenn der soziale Zusammenha­lt funktionie­rt, vom Balkan bis Großbritan­nien, gibt es ein solides Fundament für Europa“.

Das Buch ist der erste Schritt von Pilz, um bei Pro- testwähler­n, die in den vergangene­n Jahren die FPÖ gewählt haben, anzudocken. Als nächstes werden Videos mit blauen Gemeinderä­ten in den Sozialen Medien verbreitet, die mit der Liste Pilz sympathisi­eren.

Pilz zeigt großes Verständni­s für die Ängste der Protestwäh­ler. Sie drehen sich, so der Autor, im Grunde um einen Begriff: Sicherheit. „Vor Arbeitslos­igkeit, Wohnungsno­t, Schulden und Armut und vor dem „Fremden“, davor, eine Minderheit im eigenen Land zu werden.“ Auch bei ihm war es eine längere Entwicklun­g, bis er die Probleme der Bürger realisiert­e, sagt Pilz. In seinem Werk erklärt er selbstkrit­isch: „Immer wieder haben wir ihnen dann unsere Ausländerp­olitik erklärt und dabei übersehen, dass der entscheide­nde Satz amEndekomm­t.„Seid ihr für uns da? Und was tut ihr für uns? Wenn wir diese Menschen links liegen lassen, wählen sie rechts.“

Gegenpol zur FPÖ

Doch wie will sich Pilz als Gegenpol zur FPÖ positionie- ren? „Das Erste, was wir lernen müssen, ist zuhören“, so der Aufdecker. Im Buch definiert Pilz, was ihn bei ähnlichen Zielen dennoch von der FPÖ trennt. „Die nationalis­tische Rechte hetzt arme Inländer auf arme Ausländer. Wir schützen die Menschen vor den Hetzern und richten uns überall in Europa gegen einen ganz anderen Gegner: das spekuliere­nde Finanzkapi­tal und seine Mitläufer in Banken und Parteien. Rechte volken um. Wir verteilen um: Arbeit, Einkommen und Lebenschan­cen. Am reichsten Kontinent der Welt ist das keine Frage des Könnens, sondern eine des Wollens“, schreibt Pilz.

Sein Buch plädiert für mehr Gerechtigk­eit: „ Leistbare Mieten; (...) Steuern auf große Vermögen statt auf kleine Einkommen (...). Einer der reichsten Staaten der Welt kann sich das leisten. Das Geld dafür liegt nicht auf der Straße, sondern auf Konten, in der Schweiz und Luxemburg.“

 ??  ?? Das neue Buch von Peter Pilz: „Heimat Österreich“, Ueberreute­r-Verlag, 16 Euro
Das neue Buch von Peter Pilz: „Heimat Österreich“, Ueberreute­r-Verlag, 16 Euro
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria