Neuerlich wurden zwei Deutsche festgenommen
Rufe nach Reisewarnung.
Die Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei haben sich nach der Verhaftung von zwei Bundesbürgern weiter verschärft. Wie erst gestern bekannt wurde, nahmen türkische Behörden die beiden tags davor auf dem Flughafen des Urlauberortes Antalya fest.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin teilte mit, dass man das Duo wegen politischer Vorwürfe angehalten und in ein Gefängnis gesteckt hat. Somit droht ihnen eine Anklage wegen des berüchtigten Terror-Paragrafen.
Pikant: Die Informationen über die Verhaftungen bekam das Generalkonsulat in Izmir zuerst von nichtstaatlichen Stellen, erst auf Anfrage bestätigte die Airport-Polizei die Festnahmen. Eine telefonische Kontaktaufnahme wurde der diplomatischen Vertretung zunächst verwehrt.
55 Deutsche in Haft
Somit sitzen derzeit schon 55 Deutsche in türkischen Gefängniszellen, zwölf davon aus politischen Gründen. Der bekannteste ist Deniz Yücel. Der Journalist der Zeitung Die Welt wurde bereits vor 200 Tagen in UHaft genommen. Der Vorwurf: Terror-Unterstüt- zung. Steffen Seibert, Sprecher der Regierung in Berlin, forderte die Freilassung der deutschen Staatsbürger, „die aus nicht nachvollziehbaren Gründen in der Türkei inhaftiert sind“.
„Geiselnehmer“
Der Chef der deutschen Grünen, Cem Özdemir, sagte der Bild, dass Erdoğan kein Präsident sei, „sondern ein Geiselnehmer“. Die Situation sei so ernst, dass „ich niemandem mehr mit gutem Gewissen sagen kann, dass man in der Türkei derzeit sicher ist“. Bereits zuvor hatte sich der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) ähnlich geäußert und vor Reisen ins Land am Bosporus abgeraten.
Das ist der Linken im laufenden Wahlkampf zu wenig, sie verlangt von der Regierung „unverzüglich eine offizielle Reisewarnung“. Auch aus der Union kommen ähnliche Töne: „Sollte es sich bewahrheiten, dass die Festnahme willkürlich und ohne triftigen, rechtsstaatlichen Verfahren standhaltenden Grund erfolgte, muss eine weitere Verschärfung der Reisehinweis ernsthaft erwogen werden“, so Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSUBundestagsfraktion.