Kurier (Samstag)

Mit dem Kopf durch die Mauer

Vier Unternehme­n bauen in den nächsten Wochen erste Mauerteile an der Grenze

- VON ARMIN ARBEITER

„Unüberwind­bar“und „farblich ansprechen­d“soll sie sein – letzteres zumindest auf USSeite. Die Mauer, die US-Präsident Donald Trump gebetsmühl­enartig im Wahlkampf gefordert hatte, soll erste Formen annehmen. An vier Stellen der US-Grenze zu Mexiko haben vier Unternehme­n die Möglichkei­t, ihre Interpreta­tionen von Trumps Vorstellun­gen zu errichten: Ein Bollwerk gegen illegale Migration und Drogenschm­uggel. In zwei Wochen soll der Bau beginnen, die Abschnitte werden in der Grenzstadt San Diego errichtet, wosich bereits ein Zaun befindet. Umgerechne­t jeweils 336.000 bis 420.000 Euro bekommen die Unternehme­n zur Verfügung gestellt, um Mauern mit neun Metern Höhe und neun Metern Länge aufzubauen.

Das Projekt ist bei Demokraten und einigen Republikan­ern höchst umstritten – für Trump wird es schwierig, im Senat eine Mehrheit für die Finanzieru­ng des Mauerbaus zu bekommen. Um dieses Problem zu lösen, warf der USPräsiden­t am Wochenende den verbalen Bulldozer an: „Glaubt mir – undwennwir­die Regierung stilllegen müssen – wir werden diese Mauer bauen“, sagte er und drohte, seiner eigenen Regierung den Geldhahn abzudrehen.

Geld abgezweigt

„Die Amerikaner haben für eine Kontrolle der Immigratio­n gestimmt, das ist einer der Gründe, warum ich hier bin, und das ist, was das amerikanis­che Volk verdient und auch bekommen wird“, legte Trump nach. Dass er die Bewilligun­g für 1,34 Milliarden Euro im Jahr 2018 bekommt, gilt trotzdem als unwahrsche­inlich. 17 Milliarden hat er insgesamt veranschla­gt und will diese jährlich im Budget wissen. Bis jetzt hat Trump 16,7 Millionen Euro für den Bau der Prototypen zur Verfügung – laut New York Times wurde das Geld von anderen Projekten abgezweigt.

„Niemand baut Mauern besser als ich“, hatte Trump oft getönt und seinen Wählern versproche­n, dass Mexiko den Bau finanziere­n werde. Daraus wurde bekannterw­eise nichts. Kritiker im Kongress beschuldig­ten ihren Präsidente­n, dass er Milliarden­beträge von der US-Stelle für Katastroph­enhilfe für den Mauerbau abzweigen wolle – nach Hurrikan Harvey (siehe auch Seite 8) dürften diese Pläne vom Tisch sein.

30 Tage Zeit

Die vier beauftragt­en Firmen konnten sich gegen 200 Bewerber durchsetze­n und haben 30 Tage Zeit, ihr Können zu zeigen. Sind die Prototypen fertiggest­ellt, wird das Ministeriu­m für Innere Sicherheit Mitarbeite­r schicken, die die künftigen Mauerteile zwei Monate lang mit „kleinen Handwerkze­ugen“bearbeiten werden. Dies sei notwendig, um die Qualität der Bollwerke gegen Sabotageve­rsuche zu testen. Ronald Vitiello, der stellvertr­etende Chef der US-Grenzsiche­rungsbehör­de, betonte, dass es bei der endgültige­n Beurteilun­g nicht nur auf die Ästhetik ankomme, sondern auch auf die Qualität der „Anti-Kletter-Vorrichtun­gen“.

Während Trumps Präsidents­chaft hatte es immer wieder Satire-Entwürfe für die Mauer gegeben – unter anderem schlugen mexikanisc­he Designer den Bau einer rosa Mauer vor, in der Gefängniss­e und Kaufhäuser Platz hätten. Auch wenn Trump auf diese Pläne nicht einging, hat auch er eine Vision, die der einer pinken Mauer nicht unähnlich ist. Auf die Beton-Projekte folgt noch ein Wettbewerb: Vier weitere Unternehme­n sollen Mauern bauen, die nicht aus Beton bestehen, sondern durchsicht­ig sind.

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„Unüberwind­bar“und „farblich ansprechen­d“will Trump die Mauer gestalten, die umgerechne­t stolze 17 Milliarden Euro kosten soll

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