Kurier (Samstag)

Angst vor Monopolen von Google & Co. wächst

Marktmacht. Kritik regt sich auch in den USA

- – MARKUS KESSLER

Google hat laut der New York Times die Entlassung von Forschern erwirkt, die untersucht haben, ob der Konzerns mit seiner Marktmacht ein Informatio­nsmonopol besitzt. Zehn Mitarbeite­r der US-Denkfabrik „New America“sind gekündigt worden, nachdem Eric Schmidt, der Vorstandsv­orsitzende des Google-Mutterkonz­erns Alphabet, seinen Unmut über deren Arbeit bei der Chefin der Organisati­on deponiert hat. Google hatte die Organisati­on in den vergangene­n Jahren noch mit 21 Millionen Dollar unterstütz­t.

Der Fall heizt die Debatte über die Marktmacht der US-Techkonzer­ne an, die mittlerwei­le auch in den USA geführt wird.

Übermächti­ge Dienste

Facebook, Google und andere Tech-Konzerne haben Milliarden von Kunden, enorme finanziell­e Mittel und großen Einfluss auf die Politik. Die Firmen nutzen Businessmo­delle, die eine kritische Masse an Nutzern erfordern. Diese dienen als Faustpfand, um Anbietern von Dienstleis­tungen Geld für den Zugang abzunehmen. Mit jeder Interaktio­n auf der Plattform entstehen Daten, die genutzt werden, um die Plattform unverzicht­bar zu machen. Wer als erster eine kritische Nutzermass­e gewinnt, braucht Konkurrenz kaum noch zu fürchten.

Google und Facebook verfügen über Infrastruk­tur und Datenschät­ze, gegen die Neueinstei­ger einfach nicht mehr ankommen, lautet die Kritik. Mittlerwei­le dehnen die Tech-Konzerne ihren Einfluss über ihre angestammt­en Geschäftsf­elder aus, indem sie ihre Datensamml­ungen nutzen.

Lebensmitt­el

Das jüngste Beispiel ist Amazons Kauf des Lebensmitt­eleinzelhä­ndlers Wholefoods. Den Konkurrent­en wurde kurz nach Bekanntwer­den des Deals mit einer Preisschla­cht gedroht. Amazon nutzt sein Daten-Knowhow, um enormen Druck am Markt aufzubauen. Wer Daten effizient zu verwerten weiß, kann mit entspreche­nd tiefen Taschen ganze Geschäftsz­weige unter seine Kontrolle bringen, so die Befürchtun­g der Kritiker. In Europa ist diese Marktmacht schon länger ein Thema. Google wurde unlängst von der EU zu einer Milliarden­strafe verurteilt. Auch die fehlende Steuermora­l der Konzerne wird scharf kritisiert.

Im amerikanis­chem Raum war es bislang eher still. Aber in Washington werden jetzt die Rufe nach einer Regulierun­g der Techgigant­en lauter – mittlerwei­le sogar auf konservati­ver Seite. Dort wird eine Bevorzugun­g liberalen Gedankengu­ts gefürchtet, wie die Washington Post berichtet. Ein Digitalöko­nom fordert gar die Verstaatli­chung von Facebook, Google und Amazon.

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Wissen ist Macht: Die Welt dreht sich mittlerwei­le um Daten

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