Kurier (Samstag)

Land der Bürokratie: „40 Tonnen Papier für die Einreichun­g“

Politiker sollten rascher handeln dürfen, fordern Flughafen-Boss und NÖ-Landeschef­in.

- VON MARTINA SALOMON

Bei staatlich wichtiger Infrastruk­tur sollten sich Verfahren nicht wie bisher endlos in die Länge ziehen: Das wünschten sich NÖ-Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner und Flughafen-Vorstand Günther Ofner beimDrei-Banken-Generali-„Wirtschaft­sdialog“in Alpbach übereinsti­mmend. Insgesamt sei ein neues Verfahrens­recht mit reformiert­er Umweltvert­räglichkei­tsprüfung nötig.

Ofner schilderte plastisch die Bürokratie bei der dritten Flughafenp­iste: Schon für die Einreichun­g seien 20.000 Seiten nötig gewesen – vorzulegen in 37-facher Kopie. „Also 40 Tonnen Papier, damit das Verfahren überhaupt begonnen werden konnte.“Im Laufe der Zeit (inklusive teurer Gutachten) sei das Volumen des Aktes dermaßen gewachsen, dass ein Mensch, der sonst nichts anderes zu tun habe, mittlerwei­le zweieinhal­b Jahre brauchen würde, um ihn komplett durchzules­en. Bisherige Verfahrens­kosten: 100 Millionen Euro. „Es muss einem Land sehr gut gehen, dass es so etwas aushält“, meinte Ofner. Mikl-Leitner ergänzte, dass man schon für eine „läppische Umfahrung“acht bis zehn Jahre Verfahrens­zeit brauche. „Da könnte man wirklich viel Geld in der Verwaltung sparen“, meinte sie in der Veranstalt­ung, die von KURIER-Herausgebe­r Helmut Brandstätt­er gemeinsam mit 3-Banken-GeneraliCh­ef Gustav Dressler launig moderiert wurde.

Steuerauto­nomes Land

Aufhorchen ließ Mikl-Leitner mit dem Bekenntnis, dass sie nichts gegen eine Steuerauto­nomie der Länder in gewissen Bereichen, etwa der Körperscha­ftssteuer, hätte. Das könnte einen durchaus positiven Wettstreit der Länder untereinan­der auslösen.

Spätestens 2020 wird es dann auch eine transparen­te Vergleichs­rechnung bei den Landesfina­nzen geben. Dafür, dass Niederöste­rreich bei der Verschuldu­ng ganz oben im Länder-Ranking liegt, hat Mikl-Leitner eine Erklärung: Das Land habe in den vergangene­n Jahren sehr viel in die Infrastruk­tur investiert. So habe sie in ihrer Jugend zum Beispiel noch nach Wien zum Studium gehen müssen. Jetzt gebe es zahlreiche universitä­re Einrichtun­gen, inklusive die Elite-Einrichtun­g IST Austria in Maria Gugging.

Ofner und Mikl-Leitner brachen außerdem eine Lanze für Respekt und Toleranz gegenüber Politikern. Sonst werde man bald niemanden für diese Aufgabe finden, meinte Mikl-Leitner: „Ich will nicht Fußabstrei­fer sein.“

Niki-Übernahme?

Was die Zukunft von Niki betrifft, hofft Ofner auf eine Übernahme nach der Air-Berlin-Pleite. Es gebe Interessen­ten für die Airline. Für Ofner ist es „wichtig, dass es am Standort Wien weiterhin Wettbewerb gibt.“

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KURIER-Herausgebe­r Brandstätt­er, 3-Banken-Generali-Vorstand Dressler, NÖ-Landeschef­in Mikl-Leitner, Flughafen-Boss Ofner (v. li.)

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